Meinung

Der Krieg gegen die Zivilbevölkerung in Palästina zeigt Wirkungen auf den Welthandel

Die Aktionen der Huthi-Rebellen, die sie als Solidarität mit dem Volk von Gaza deklarieren, zeigen erste Auswirkungen auf den Welthandel. Dies könnte erst der Anfang einer ganzen Kette von Folgewirkungen sein und den Wohlstand auch in Europa beeinträchtigen.
Der Krieg gegen die Zivilbevölkerung in Palästina zeigt Wirkungen auf den WelthandelQuelle: Gettyimages.ru © Mati Milstein/NurPhoto

Von Carmen Parejo Rendón

Über hundert Containerschiffe wurden auf dem Weg ins südliche Afrika umgeleitet, nachdem Huthi-Rebellen vor der Westküste Jemens Schiffe angegriffen hatten. Man will dadurch den Suezkanal umgehen. Die großen Transportunternehmen beginnen damit, sich mit Bahn- und Flugrouten zu befassen, da die Wasserstraße als zu gefährlich gilt.

Der Sprecher der jemenitischen Volkszeitung Bewegung Ansar Allah sagte am 12. Dezember:

"Die jemenitischen Streitkräfte hindern weiterhin Schiffe aller Nationalitäten daran, durch das Arabische Meer und das Rote Meer zu fahren, wenn sie israelische Häfen ansteuern. Das wird solange dauern, bis sie die von den Palästinensern im Gazastreifen benötigten Lebensmittel und Medikamente bringen."

Von den insgesamt rund 5,2 Millionen Menschen, die der Bevölkerung Palästinas angehören, sind inzwischen ein Viertel vom Hungertod und vom Verdursten bedroht.

Seit Mitte November hat die aufständische Huthi-Gruppe verschiedene Angriffs- und Blockadeoperationen gegen israelische Schiffe durchgeführt, darunter auch gegen das Frachtschiff "Galaxy Leader" unter der Flagge Bahamas. Es gehört einem Magnaten aus Israel.

Der verteuerte Warentransport führt zu Preissteigerungen

In der Folge haben einige international tätige Reedereien die Durchfahrt ihrer Schiffe durch das Rote Meer eingestellt, darunter Maersk und Hapag-Lloyd, aber auch Ölkonzerne wie die britische BP. In einem Bericht von Bloomberg heißt es, dass die Versicherungsprämien und Zölle für den Warentransport über das Rote Meer sowie die Ölpreise steigen. "Beide Optionen, die Erhöhung der Prämien und die Umleitung nach Afrika, werden sich auf die Warenpreise auswirken", erklärte Toby Vallance, Mitglied des Exekutivkomitees des "Londoner Forums für Versicherungsanwälte". Nicht zu vergessen, dass ein anderer wichtiger Schiffskanal, der Panamakanal, gegenwärtig wegen Trockenheitsproblemen nur unter Schwierigkeiten befahrbar ist.

Die USA rufen mittlerweile zu einer "internationalen Einsatz-Flotte" im Roten Meer auf, wodurch der Krieg in der Region ausgeweitet werden könnte. ​Die meisten EU-Länder reagierten jedoch bislang offenbar mit Zurückhaltung auf den amerikanischen Aufruf.

Angesichts dieser für den Welthandel und den Weltfrieden bedrohlichen Entwicklung liefert eine Analyse von Carmen Pareja Rendón einen Einblick in die Hintergründe des Konflikts

Palästina und das Dilemma der Kontrolle des Westens über den Nahen Osten

In den Medien stellen politische Beobachter und Regierungsvertreter die Frage: Kann die Zunahme der Spannungen im Roten Meer zu einer Eskalation des Konflikts im Gazastreifen auf regionaler Ebene führen? Doch der Palästinakonflikt hat nie aufgehört, einen derartigen regionalen und geopolitischen Charakter zu haben.

Palästina liegt auf der Arabischen Halbinsel, einem Gebiet, das drei Kontinente auf dem Landweg verbindet (Afrika, Asien und Europa) und damit die größten Handelsrouten umfasst. Der Schiffsweg über das Mittelmeer, mit seiner Mündung in den Atlantik und der Öffnung zum Roten Meer über den Suezkanal ist handelspolitisch unverzichtbar. Gut 12 Prozent des Welthandels werden darüber abgewickelt.

Die Rolle der Emirate und Saudi-Arabiens

Dabei ist die Reaktion der traditionellen Verbündeten der USA in der Region zu beachten, die seit 2014 eine besondere Rolle im Angriffskrieg gegen den Jemen gespielt haben. So etwa die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Erstere würden heute dieses Szenario dazu nutzen, mit militärischer Unterstützung Washingtons neue Militäraktionen im Jemen zu koordinieren und die Aufständischenorganisation Ansar Allah auf internationaler Ebene offiziell als Terrororganisation einzustufen.

Anders verhält es sich mit Saudi-Arabien, für das das Abenteuer im Jemen ein absoluter Misserfolg war. Das saudische Regime musste nach einer einigermaßen akzeptablen Verhandlungslösung suchen.

Vor diesem Hintergrund führt das Land gegenwärtig Verhandlungen, die mit einem übergeordneten Szenario verbunden sind: die Rückkehr zu diplomatischen Beziehungen mit Iran und die saudischen Abkommen mit China. Andererseits müssen wir bedenken, dass Saudi-Arabien im Gegensatz zu den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht in die Normalisierungsprozesse mit Israel eingetreten ist, und die erneute Eskalation des Palästinenserkonflikts sie noch schwieriger macht.

​Um das aktuelle Szenario zu verstehen, müssen die Kriege der vergangenen Jahre berücksichtigt werden, wie etwa die Invasion des Irak durch die USA im Jahr 2003 oder der Stellvertreterkrieg des Westens gegen Syrien mithilfe von Terrortruppen des Islamischen Staates.

Die Achse des Widerstands

Diese früheren Szenarien haben eine Reihe regionaler Allianzen gestärkt, die all diese scheinbar lokalen Konflikte mit einem gemeinsamen Feind identifizieren: den westlichen Kräften in der Region. Daraus entstand die sogenannte Achse des Widerstands, zu der verschiedene Akteure in verschiedenen Ländern gehören, die inmitten der jüngsten Krise in Gaza eine offen bestätigte, koordinierte Aktion durchführen.

Der Anführer der Hisbollah im Libanon verdeutlichte in jüngsten Erklärungen, dass die Aktionen im Süden seines Landes zu einer erzwungenen Aufteilung der israelischen Militäranstrengungen führten. Ebenso ist die Blockade im Roten Meer der Beitrag der Huthis zu einer gemeinsamen Angelegenheit, die nicht nur das palästinensische Volk betrifft. Die wachsende Selbstbehauptung hat sich in den vergangenen Jahren zu einer regionalen und geopolitischen Dimension entwickelt.

Eine weitere Verschärfung des Konflikts im "Nahen Osten" wird vom "nahen Westen" (Europa) mit Sorge gesehen, da er sich seines Einflussverlustes und der strategischen Bedeutung der Region bewusst ist. Gleichzeitig könnte eine militärische Eskalation eine neue Flüchtlingskrise zur Folge haben, mit der Europa in früheren Situationen nur schwer umzugehen wusste.

In diesem Zusammenhang verschärfen die EU-Staaten neue, immer restriktivere Einwanderungsgesetze, wie sie diese Woche in der französischen Nationalversammlung verabschiedet wurden, während der Schengen-Raum, das Gründungsprinzip der Europäischen Union, zunehmend infrage gestellt wird.

Daher überrascht es nicht, wie zurückhaltend europäische Politiker gegenüber den operativen Vorschlägen des "fernen Westens" sind, nämlich der Vereinigten Staaten, wo man sicherlich weniger Widersprüche zu bewältigen hat.

Übersetzung aus dem Spanischen.

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