Wirtschaft

Dramatische Energiepreiserhöhungen und Inflation bedrohen Handwerksbetriebe in Deutschland

Handwerkspräsident Wollseifer zeichnet ein düsteres Bild für Handwerksunternehmen in Deutschland. Viele Betriebe werden nicht weiterexistieren können, wenn die Kosten so hoch bleiben wie bislang. Hinzu kommen durch Materialmangel bedingte "komplette Produktionsausfälle".
Dramatische Energiepreiserhöhungen und Inflation bedrohen Handwerksbetriebe in DeutschlandQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Sylvio Dittrich

Hans Peter Wollseifer, der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, sieht die Unternehmen der Branche in einer schwierigen Situation. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er:

"Die Unternehmen und Betriebe im Handwerk sind stark verunsichert durch die Lage insgesamt, speziell durch die Materialknappheit und exorbitante Preissteigerungen, durch dramatische Energiepreiserhöhungen und die Inflation."

Wollseifer forderte die Bundesregierung zu Entlastungen auf. Schon vor zwei Monaten habe knapp die Hälfte der Handwerksbetriebe von mindestens einer Verdopplung der Energiekosten berichtet, sagte er. "Jetzt werden es wahrscheinlich noch wesentlich mehr sein. In einer solchen Lage verlässlich Kostenkalkulationen zu machen, das ist schwierig. Wir können diese Kosten nicht in der gleichen Höhe, wie sie bei uns anfallen, an die Kundinnen und Kunden – gerade der öffentlichen Hand – weitergeben. Das alles führt dazu, dass viele Aufträge nur noch als Minusgeschäft zu erfüllen sind, was auf Dauer kein Betrieb aushalten kann."

Hinzu komme, dass es immer mehr Stornierungen und Auftragsverschiebungen gebe:

"Eine Reihe von Betrieben beispielsweise im Tiefbau hat sogar mit kompletten Produktionsausfällen zu kämpfen, weil etwa Stahl und Bitumen nicht vorhanden sind. Wir haben große Probleme im Kfz-Handwerk, weil Ersatzteile nicht erhältlich sind. All das bringt viele Betriebe an den Rand der Existenz. Das macht uns im Handwerk mittlerweile immer größere Sorgen."

Es sei daher ganz wichtig, dass die Bundesregierung jetzt das ihr Mögliche tue, um die betroffenen Handwerksbetriebe zu unterstützen, damit sie durch diese schwierige Zeit kommen, sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. "Wir erwarten nicht, dass der Staat alle Risiken abfedern kann. Er kann nicht alle Preisentwicklungen mit öffentlichen Geldern dämpfen. Aber dort, wo der Staat mit Unterstützungsprogrammen hilft, dürfen die kleinen und mittleren Betriebe nicht außen vor bleiben. Wir haben da eine Schieflage, vor allem beim Thema Energiekosten. Es kann nicht sein, dass man sich nur daran ausrichtet, ob ein Unternehmen international orientiert ist und im internationalen Wettbewerb steht."

Bezüglich der Materialpreise sagte Wollseifer, beim Holz hätten sie sich im Moment auf hohem Niveau eingependelt. "In anderen Bereichen ist das bei weitem nicht der Fall, zum Beispiel bei Metallen. Die Preise schießen weiter in die Höhe. Das gilt auch für Kunststoffe und für Dämmstoffe. Das ist langfristig nicht kalkulierbar für die Betriebe."

Es sei gut, wenn der Bund Preisgleitklauseln für öffentliche Gebäude vorschreibe, aber nicht ausreichend, weil bei Ländern und Kommunen dieses Signal ganz offensichtlich nicht angekommen sei. "Unsere Betriebe sagen uns, dass nur etwa 10 Prozent der Kommunen bereit sind, Preisgleitklauseln in laufende Verträge oder neue Verträge einzubauen. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele unserer Betriebe nicht unbedingt motiviert sind, sich an öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen."

Es würden deutlich weniger Angebote abgegeben. Wollseifer betonte:

"Es kann auf Dauer auch nicht im Interesse der Kommunen und Länder liegen, dass unsere Betriebe Verträge zu voraussichtlich defizitären Aufträgen abschließen und dass sie es dann bei lang laufenden Aufträgen nicht überstehen."

Die Kommunen und Länder müssten hier Entgegenkommen zeigen. "Dass viele Betriebe vor Ort in die Insolvenz gehen, kann nicht gewünscht sein. Dann fehlen Steuerzahler, dann fehlt die Leistung für die Kommune. Von daher hoffen wir, dass der Bund hier konkrete Handlungsempfehlungen macht."

Mit Blick auf das im September geplante Treffen der konzertierten Aktion von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit Arbeitgebern und Gewerkschaften sagte Wollseifer, der Staat dürfe in dieser Zeit den Betrieben nicht noch weitere Belastungen aufbürden. Er nannte etwa das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder eine Erhöhung von Sozialbeiträgen.

Mehr zum Thema - Deutsche Banken bereiten sich auf Insolvenzwelle wegen möglicher Energiekrise vor

(rt/dpa)

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.