Dnjepr-Flottille erhält Luftunterstützung
Von Jewgeni Posdnjakow
Der wiederbelebten Dnjеpr-Militärflottille werde man Hubschrauber mit Amphibienausrüstung zur Verfügung stellen, meldete die TASS. Nach Angaben einer TASS-Quelle werde über die Übergabe dieser Luftfahrzeuge an die Flottille prioritär entschieden. Darüber hinaus könnten ein Marine-Infanteriebataillon und eine Küstenraketendivision "mit Perspektive auf Erweiterung" hinzukommen.
"Der Prozess der Errichtung der Dnjеpr-Flottille ist seit Anfang des Jahres im Gange", so die TASS-Quelle. Dem Informanten zufolge sollen diese Einheiten aus den Truppen der Kaspischen Flottille sowie der Schwarzmeer- und Ostseeflotte gebildet werden. Somit werde diese neue Marineformation in absehbarer Zeit die notwendige Waffen- und Ausrüstungsverstärkung erhalten können.
Anfang April berichtete TASS unter Berufung auf seine Quellen, dass die Dnjepr-Flottille auf den Schnellbooten 1204 "Shmel" und 1206 "Kalmar" basieren wird, die mit einem Schutz gegen Drohnen ausgestattet werden sollen. Beide Schnellboote sind für den Einsatz in seichtem Wasser ausgelegt und können sich selbständig aus Untiefen befreien.
Die Errichtung der Dnjepr-Flottille wurde am 20. März vom russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu angekündigt. Wiktor Krawtschenko, der ehemalige Chef des Hauptstabs der russischen Marine, erklärte, dass zunächst Artillerieboote in die neue Flottenformation überführt werden sollten.
Des Weiteren ist geplant, die Flottillenstreitkräfte in Zukunft mit einer Brigade kleiner Raketenschiffe, Flussminenräumer, Marinesoldaten und Küstenraketeneinheiten auszustatten. Als Hauptaufgabe der Flottille bezeichnete er, "im Zusammenwirken mit den Heereskräften und der Schwarzmeerflotte die Bezwingung des Dnjepr mit dem Endziel der Befreiung der russischen Heimatstädte Otschakow, Odessa, Cherson und Nikolajew sicherzustellen."
Ein weiteres wichtiges Ziel bei der Errichtung dieser neuen Formation war es laut Krawtschenko, die ukrainischen Streitkräfte daran zu hindern, den Dnjepr in seinem Unterlauf zu bezwingen. Einigen Quellen zufolge soll der Rang des Kommandeurs dieser Formation der eines Vizeadmirals sein.
Auch russische Militärexperten begrüßten die Nachricht von der Wiederbelebung der berühmten Flottille. Die Zeitung Wsgljad ging ausführlich auf die Bedeutung dieses Ereignisses ein. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Flottille die Effektivität der gegnerischen Aktionen in der Region deutlich einschränken und ihr eigenes Offensivpotenzial für künftige Fortschritte ausbauen werde.
Viele Experten sagten bereits im Herbst 2022 voraus, dass Russland um den Dnjepr kämpfen werde. Seither bleibt der Unterlauf des Dnjepr die Kampflinie. Schon lange betrachtete die ukrainische Führung ihre Präsenz in diesem Gebiet als Garantie für eine Offensive gegen die Krim.
Die Informanten stellen außerdem fest, dass der Feind derzeit keine eigene Produktion von Hubschraubern hat und dass die westlichen Luftfahrzeuglieferungen begrenzt sind. Daher wird die Dnjepr-Flottille künftig an den südlichen Frontgrenzen einen spürbaren Vorteil erlangen, vorausgesetzt, die gegnerischen Luftabwehrsysteme werden aktiv beseitigt.
"Meiner Meinung nach sollte die Dnjepr-Flottille in erster Linie offensive Operationen durchführen. In diesem Zusammenhang sollte der Korridor zwischen Otschakow und Nikolajew das wichtigste Einsatzgebiet der Formation sein. Operationen in diesem Gebiet werden es ermöglichen, die ukrainischen Streitkräfte von der Flanke her anzugreifen und frontale Zusammenstöße zu vermeiden", sagte Maxim Klimow, Kapitän im dritten Rang der Reserve.
"Um diese Aufgaben zu erfüllen, benötigt die Flottille eine starke Luftfahrzeugkomponente. Hubschrauber werden in der Lage sein, den Schnellbooten Feuerunterstützung zu geben, wodurch das Potenzial der russischen Streitkräfte in dieser Region erheblich verstärkt wird. Die Modelle Mi-14 sowie die mit Radarsystemen modernisierten Ka-27 oder Ka-29 werden sich für die Realisierung offensiver Ziele eignen", betonte der Gesprächspartner.
„Und was die Schnellboote betrifft, so sollten sie auf die Durchführung kurzzeitiger Angriffsoperationen vorbereitet sein."
"Nach einem kleinen Vorstoß müssen sie getarnt werden, andernfalls könnte der Feind die Schnellboote versenken. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass sie nicht nur auf dem Fluss operieren müssen", erklärte der Experte. Und Klimow führte weiter aus:
"Zur Interessensphäre der Dnjepr-Flottille werden auch die landwärtigen Gebiete des Schwarzen Meeres gehören. Es handelt sich nicht um ein Tiefseegebiet. Daher wird es äußerst problematisch sein, Kriegsschiffe hierher zu bringen. Dem müssen wir Rechnung tragen und genau diejenigen Transportmittel vorbereiten, die für die vorhandenen Bedingungen geeignet sind."
"Selbstverständlich sind offensive Operationen nicht ohne ein Bataillon Marinesoldaten möglich. Sehr wahrscheinlich wird es im Rahmen der ersten Amphibienangriffe eingesetzt werden. Diese Kämpfer werden mit der entsprechenden Professionalität in der Lage sein, unserem Feind eine Menge Probleme zu bereiten und für ausreichende Spannung an den Flanken zu sorgen", glaubt der Informant. Und er fügt hinzu:
"Die Raketendivision wird ihrerseits als Feuerunterstützung für die angreifenden Hauptkräfte dienen. Mit allen diesen Mitteln ist es natürlich möglich, auch die Verteidigung durchzuführen. Die Verteidigung des Dnjepr wird eine wichtige Aufgabe der neuen Formation sein, aber das Haupteinsatzgebiet sollte weiterhin die Offensive sein."
"Das Wichtigste an den oben genannten Änderungen ist die Intensivierung der Luftunterstützung der Flottille, meint seinerseits Wassili Dandykin, Kapitän im ersten Rang der Reserve. "Hubschrauber werden die Landung von Luftlandetruppen und die Feuerunterstützung für die Marinesoldaten wesentlich erleichtern. Ich denke, all dies wird die Situation in den südlichen Gebieten verändern."
"Wir sollten jedoch nicht diejenigen Schiffe aus den Augen verlieren, die auch in der Lage sein werden, die notwendigen Kräfte entlang des Flusses zu verlegen und den Dnjepr-Raum zu bezwingen. Große Transporter können in dieser Region nicht platziert werden, also sollten wir uns an Schiffe des vierten Ranges wenden. Vielleicht werden auch einige Schiffe dritten Ranges in der Lage sein, den Bedingungen des Gebietes gerecht zu werden", betonte der Informant.
"Im Zusammenspiel können Luftfahrzeuge und Schnellboote einen wesentlichen Unterschied in den Flussgebieten ausmachen. Professionelle Marinesoldaten werden dank dieser Mittel in der Lage sein, bei Bedarf eine Offensive zu führen, und die Raketendivision wird zu einem sicheren Unterstützungsmittel für angreifende Einheiten. Diese Streitkräftekonfiguration wird für die russischen Truppen in dieser Region einen erheblichen Vorteil darstellen", so der Experte. Dandykin fasste zusammen:
"Das Einsatzgebiet der Dnjepr-Flottille könnte sich theoretisch als äußerst vielfältig erweisen. Natürlich wird die Hauptaufgabe die Verteidigung des Flussraums sein, aber was das Angriffspotenzial angeht, ist nicht ausgeschlossen, dass diese Formation in Zukunft die Donauufer erreichen kann. Das Angriffspotenzial könnte enorm sein."
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Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 28. April 2024 zuerst auf der Zeitung Wsgljad erschienen.
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