Russland

"Sie war nicht müde, sie war voller Pläne": Nachruf auf Maria Pirogowa

Die Nachricht, dass Maria Pirogowa unter den am 6. Dezember im Herzen von Donezk durch Granatenbeschuss Getöteten war, glaubten die Einwohner der Stadt erst nach offizieller Mitteilung. Ein Mitglied des Parlaments der Republik, eine Freiwillige, der seit vielen Jahren im Zentrum der Unruhen des Volkes stand, wurde eines von acht Opfern des ukrainischen Beschusses.

Von Alexander Kofman 

Am Dienstag feierte die Ukraine den Tag ihrer Armee, der seit dem Sieg des Maidan an den Tag der Gründung der nationalistischen Aufständischen Armee geknüpft ist. Offensichtlich aus diesem Anlass erlebte Donezk einen der schwersten Beschüsse seit Langem. Ukrainische Geschosse trafen mehrere zivile Einrichtungen: Einen Busbahnhof, zwei Einkaufszentren und den ehemaligen Pionierpalast der Stadt, in dem ein Jugendkulturzentrum untergebracht ist. Zwei Menschen kamen allein in dem Jugendpalast ums Leben, insgesamt forderten die ukrainischen Raketen an einem Tag 8 Menschenleben. 

Als die Bürger von Donezk erfuhren, wer unter den Getöteten im Jugendkulturzentrum war, wurde vielen vor Trauer und Wut schwarz vor Augen: die wohl beliebteste Abgeordnete des Parlaments der Volksrepublik, eine talentierte Sängerin und Musikerin, die Verkörperung des ungebrochenen Lebenswillens dieser leidgeprüften Stadt: die 29-jährige Maria PirogowaSie war im Augenblick des Angriffs im Kulturhaus, um ein neues Lied über Donezk einzuüben.   

 

Ich kann heute nicht viel schreiben, mir fällt das Atmen schwer. 

Heute habe ich zunächst versucht, (Marias Tochter) Sascha zu beruhigen, aber wie? Dann fuhr ich (Marias Mutter, eine bekannte Journalistin) Maja nach Hause, die vor Kummer völlig versteinert war.

Ich liebe diese Familie über alles. Er dachte immer, sie wären aus Teflon, da von dem Dreck, mit dem sie, wie wir alle, regelmäßig beworfen werden, absolut nichts an ihnen kleben blieb.

"Ich liebe sie so sehr …" – schreit Sascha vor Kummer.

"Ich kann nicht weinen", flüstert Maja heiser, "ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll."

Was soll ich den beiden sagen? Ihr Leben ist vorbei. Das Leben, das Mascha geschmückt, verschönert und in bunten Farben gemalt hatte …

Ihre Idee, jährlich einen "Wunschbaum", dem die Kleinen ihre Wünsche mitteilen, die Erwachsene dann erfüllen, aufzustellen, hat Tausenden von Kindern Freude bereitet. Ihr Abzeichen "Ich bin in der Mirotworez-Liste" wurde von Hunderten Donbass-Bürgern mit Stolz getragen, und nicht nur von ihnen.

Sie war eine echte Volksvertreterin und eine echte Bürgerin von Donezk. Ehrlich, intelligent, talentiert, stark und von vielen geliebt.

Ich habe die Illusion, dass ich ein tröstendes Argument gefunden habe, wenn ich sage: "Majusch, nach 9 Jahren sind wir alle so müde. Maschenka wird sich jetzt ausruhen … "

"Sascha, sie war nicht müde! Sie war voller Pläne", schreit mich Maja an, ihre Stimme heiser …

Ich werde einen Wunschbaum aufstellen. Zu Maschas Ehren.

Alexander Kofman war von 2014 bis 2015 erster Außenminister der Volksrepublik Donezk.

Mehr zum Thema - Mindestens 6 Tote: Ukraine greift Jugendkulturhaus und zwei Einkaufszentren in Donezk an

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