Nordamerika

Studie: US-Rüstungsindustrie nicht vorbereitet auf einen Konflikt mit China

Der Krieg in der Ukraine hat weitreichende Probleme in der US-amerikanischen Rüstungsindustrie aufgedeckt. Laut einer neuen Studie könnten diese sogar die Fähigkeiten des US-Militärs beeinträchtigen, etwa einen langwierigen Krieg gegen China zu führen.
Studie: US-Rüstungsindustrie nicht vorbereitet auf einen Konflikt mit ChinaQuelle: Gettyimages.ru © pengpeng

Die US-Rüstungsindustrie ist laut einer am Montag veröffentlichten Studie einer Denkfabrik nicht ausreichend auf einen "langwierigen konventionellen Krieg" mit einem "Feind wie China" vorbereitet. Das ergab eine kürzlich durchgeführte Kriegssimulation am Center for Strategic and International Studies (CSIS), die Grundlage für die Studie war. Demnach würde es den USA in einem Krieg gegen China bereits nach weniger als einer Woche an Munition, aber auch an präzisionsgelenkten Langstreckenwaffen mangeln.

Laut der CSIS-Studie läge das vor allem daran, dass die für das durchgespielte Szenario benötige Menge an Waffen und Munition die derzeitigen Bestände des Pentagons übersteigen würde, was die Aufrechterhaltung eines langfristigen kriegerischen Konflikts "erschwere", schlussfolgern deren Autoren. Zudem investiere China derzeit fünf- bis sechsmal mehr in Munition und andere Waffensysteme als die Vereinigten Staaten von Amerika.

"Wie der Krieg in der Ukraine zeigt, wird ein Krieg zwischen Großmächten wahrscheinlich ein langwieriger, industriell geprägter Konflikt sein, der eine robuste Rüstungsindustrie benötigt, die in der Lage ist, genügend Munition und andere Waffensysteme für einen langwierigen Krieg zu produzieren, wenn die Abschreckung versagt", schrieb Seth Jones als Direktor des Programms für internationale Sicherheit beim CSIS. "Angesichts der Vorlaufzeit, die die Rüstungsindustrie für die industrielle Produktion von Waffen benötigt, wäre es wahrscheinlich zu spät, die Produktion hochzufahren, falls es ohne größere Vorzeichen zu einem Krieg käme."

In dem simulierten Kriegsszenario ging der Thinktank von einer Kriegssituation ähnlich jener derzeit in der Ukraine aus. Denn die von den USA der Ukraine versprochenen Militärhilfen wirken sich bereits jetzt negativ auf die US-Bestände bei einigen Munitions- und Waffentypen aus. So haben die USA beispielsweise mehr als 160 Haubitzen des Typs M777 mit dem 155-mm-Kaliber an die Ukraine geliefert, was die Arsenale des US-Militärs erheblich leerte. Deren Hersteller BAE Systems bräuchte mindestens Aufträge über 150 Stück, um eine Wiederaufnahme der Produktion profitabel gestalten zu können.

Die Bestände des US-Militärs an Javelin-Panzerabwehrwaffen, Stinger-Flugabwehrwaffen, Radaranlagen zur Artillerieunterstützung und 155-mm-Artilleriegranaten werden in der Studie ebenfalls als zu gering eingestuft. Verantwortliche der US Army, die sich des Bedarfs an Nachschub bewusst sind, erklärten letzten Monat, in den nächsten drei Jahren in eine "dramatische" Steigerung der monatlichen Produktion von 155-mm-Granaten investieren zu wollen. Entsprechende Aufträge seien demnach bereits an diverse Rüstungsunternehmen vergeben worden.

Schuld an der schwindenden "Wehrfähigkeit" der USA sei allerdings nicht die US-Militärhilfe für die Ukraine, sondern vielmehr die derzeitige Unfähigkeit der Rüstungsindustrie, genügend schnell Waffen für langfristige Konflikte zu liefern. "Das Hauptproblem ist, dass die US-Verteidigungsindustrie – einschließlich der Rüstungsindustrie – derzeit nicht in der Lage ist, einen längeren konventionellen Krieg zu führen", heißt es in der Studie.

Eine der wichtigsten Waffen, um seitens der USA eine endgültige Inbesitznahme Taiwans durch die Volksrepublik China zu verhindern, sind Langstrecken-Präzisionsraketen (LRASMs) – und zwar auch solche, die von U-Booten aus abgeschossen werden können. Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan bekanntlich seit Jahrzehnten als eine abtrünnige Provinz. Und trotz internationalem Einvernehmen mit dieser "Ein-China-Politik" sehen die USA darin zunehmend eine angebliche Bedrohung, dass China die Insel mit Gewalt erobern wolle. In einem hypothetischen kriegerischen Konflikt um Taiwan wären die USA auf Langstrecken-Anti-Schiffsraketen angewiesen, um Chinas Seestreitkräfte von außerhalb der Reichweite seiner Luftabwehr anzugreifen.

Während das US-Rüstungsunternehmen Lockheed Martin rund zwei Jahre für die Herstellung von LRASMs benötigt, geht der Thinktank davon aus, dass ein kriegerischer Taiwan-Konflikt die US-Militärvorräte innerhalb einer Woche erschöpfen würde. Ebenso würde das US-Militär in einem Krieg gegen eine solche Großmacht täglich Hunderte von Boden-Luft-Raketen mit größerer Reichweite verbrauchen, was die Vorräte in etwas mehr als einer Woche erschöpfen würde. 

Aus diesem Grunde empfiehlt der CSIS-Bericht den USA die Schaffung einer strategischen Munitionsreserve. Dieses Ziel verfolgt auch der ranghöchste Offizier der US Army, General James McConville. Gegenüber Reportern erklärte er kürzlich, dass die Streitkräfte in Erwägung ziehen könnten, Waffenteile, deren Herstellung am längsten dauern, im Voraus zu kaufen, damit sie im Falle eines Krieges verfügbar sind. "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir uns auf nichtlineare Weise absichern können, so dass wir, wenn etwas passiert und wir das Geld haben, die Zeit für den Aufbau unserer organischen industriellen Basis verkürzen können."

Anfang Januar hatte das CSIS bereits eine ähnliche Studie veröffentlicht. Darin kam der Thinktank zu dem Ergebnis, dass eine chinesische Invasion auf Taiwan "schwere" Verluste auf allen Seiten nach sich ziehen würde. Auch dort schlussfolgerten die Autoren:

"Wie kann man effektiv abschrecken, wenn man nicht über ausreichende Bestände an Munition verfügt, die man für ein Szenario in der Straße von China nach Taiwan benötigt?"

Mehr zum Thema - Medienberichte: Waffenwunschliste der Ukraine würde US-Militär schwächen

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.