Meinung

"Hunderte Russen zu Dünger gemacht" – "Bild"-Redakteur Röpcke offenbart seine Menschenverachtung

Nach dem verbalen Eklat durch einen "Tagesschau"-Kommentator ("verschwörerische Ratten") benutzte ein "Bild"-Redakteur eine nicht minder verabscheuungswürdige Formulierung. Sie gilt getöteten russischen Soldaten in der Ukraine.
"Hunderte Russen zu Dünger gemacht" – "Bild"-Redakteur Röpcke offenbart seine Menschenverachtung© Soeren Stache

Von Bernhard Loyen

1929 schrieb Kurt Tucholsky alias Peter Panter in einer seiner berühmten Glossen: "Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf." Eine gewisse Schärfe in Formulierungen kann sehr wohl persönliche Verletzungen hervorrufen. Es obliegt dabei dem Leser zu erkennen, ob die Verwendung bestimmter Wörter durch den potentiellen Autoren versehentlich, aus Ungeschick, Unbedachtheit oder mit Absicht und aus vollem Bewusstsein erfolgte.

Julian Röpcke, politischer Redakteur der Bild in Berlin, schrieb am 5. November auf seinem Twitter-Account:

"Die ukrainische Armee hat auch diesen Angriff zurückgeschlagen und Hunderte Russen zu Dünger gemacht."

Die Wortwahl ist schlicht brutal und erbarmungslos. Es ist kein Versehen, sondern eine unverkennbare böswillige Absicht. Der Satz soll verletzen und emotional erregen. Dünger ist ein Sammelbegriff für Stoffe und Stoffgemische, die in der Landwirtschaft und im Gartenbau eingesetzt werden. Dünger ist nicht weit entfernt von Gülle, einem Abfallstoff der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung, also Scheiße, Mist, den man auf ein Feld bringt. In Röpckes Fall sein persönliches gedankliches Schlachtfeld. Die Motivation daher ekelhaft und verachtenswert.

Krieg ist grauenhaft. Er war, ist und bleibt der dunkelste Abgrund des menschlichen Daseins. Der jeweilige Kampf um die Deutungshoheit einer vermeidlichen Notwendigkeit erübrigt sich bei der schlichten Erkenntnis, dass bei diesem Ereignis immer Menschen zu Tode kommen. Familien werden zerstört. Kinder verlieren ihre Väter oder Mütter. Eltern trauern um den Sohn oder die Tochter. Diese soldatischen Opfer politischer Machtspiele nun als "Dünger" zu bezeichnen ist grauenhaft und unmenschlich. Es ist bösartig. 

Röpcke hat den Tweet mittlerweile gelöscht. Seine Erklärung aufgrund massiver Kritik war entlarvend, selbstverliebt und uneinsichtig:

"Mir wurde nahegelegt, einen Tweet zu löschen, was ich eben getan habe. Screenshot habt ihr ja."

"Nahegelegt" heißt, wenn es dann unbedingt sein muss. "Screenshot habt ihr ja" soll suggerieren, ihr Weicheier und Luschen, ich, der Röpcke, bin ein echter Gedankensoldat. Von ihm aus hätte der Text also weiterhin seine Berechtigung? Sonntagfrüh legte Röpcke, annähernd beleidigt, nach mit seinem Unverständnis. Wiederum auf Twitter schrieb er, die Reaktionen in den sozialen Medien arrogant belächelnd:

"Wenn die 'Meinungsfreiheit, Meinungsfreiheit'-Bubble einen steinigt, weil ihr eine Meinung nicht passt."

Nein, Herr Röpcke, Meinungsfreiheit gibt es im Bereich der deutschen Medienlandschaft seit dem Frühjahr 2020 themenbezogen nur noch in sehr eingeschränkter und vordefinierter Form.

Ebenfalls am 5. November bezeichnete der Bild-Redakteur kritische Menschen als "ignorante Pseudo-Pazifisten in Regierung, Opposition und Intellektülle". In seiner kriegsverherrlichenden Gedankenwelt gelangte Röpcke bei seinem Verschreiber "Intellektülle" zu Gülle, dann zu Dünger. So entstehen schriftliche Entgleisungen.

In seiner Twitter-Biografie schreibt Röpcke herablassend: "Nur meine Meinung! Twitter-Feldherr des Tages". Er bezieht sich damit auf einen Artikel der Jungen Welt (JW) aus dem Jahre 2018 (Titel: Twitter-Feldherr des Tages: Julian Röpcke), der jetzt wieder zitiert wird. Der JW-Autor schrieb über Röpcke:

"Es gibt einen Typus Mensch, für den ist der Kurznachrichtendienst Twitter wie geschaffen: Du bist ein richtiger Mann. Einer, der es seinen Feinden so richtig zeigen kann. Du willst Krieg. Mit Blut und Schweiß und Schützengraben (...) Twitter schafft Abhilfe: Man kann zwar auch hier keinen abmurksen, aber aus Kräften jubeln, wenn andere es tun. Und wenn man, wie Julian Röpcke, für Bild arbeitet und eine große Reichweite hat, kann man mithelfen, den einen oder anderen Krieg propagandistisch zu ermöglichen." 

Röpcke ist daher ein Wiederholungstäter.  Im Jahre 2018 war er formulierend hetzerisch im Syrien-Krieg aktiv. Er provozierte damals und unterstrich seine damaligen Tweets mit dem Hashtag "#BombAssadNow!". Dabei nahm er keine Rücksicht auf mögliche Opfer, auf verletzte, zerstückelte und getötete Menschen. Herr Röpcke weiß gut vier Jahre später in seinem "Dünger-Tweet", dass das "ukrainische Volk diesen Krieg auch ohne uns gewinnen" wird. Röpcke als gnadenloser Einpeitscher schrieb weiter: "(...) heult nicht rum, wenn die ganze Welt euch Feiglinge und unser Land verachtet." 

Es sind vermeintlich große Worte aus dem wohltemperierten Büro eines unglaubwürdigen Feldhügelagitators mit sehr wohl bewusstem Abstand zur realen blutigen und tödlichen Frontlinie. Wäre es nicht so lächerlich, könnte man schmunzeln. Durch die bösartige Formulierung "Dünger" für die russischen Toten eines grauenhaften Krieges mutiert Julian Röpcke erneut zu einem gefährlichen Schreibtischtäter. Mögen ihn die verweinten Augen der Trauernden in der Nacht heimsuchen. Ihm die Leidtragenden einflüstern – sei dir deiner Verantwortung und Wirkung bewusst. Dazu trällert im Hintergrund der Twitter-Vogel das Lied der deutschen Schlagersängerin Nicole:

"Flieg' nicht so hoch, mein kleiner Freund. Die Sonne brennt dort oben heiß. Wer so hoch hinaus will, der ist in Gefahr. Flieg' nicht so hoch, mein kleiner Freund."

Am 7. November twittert der Bild-Redakteur bezugnehmend der kontroversen Wahrnehmung und Diskussion, hinsichtlich seines "Dünger-Tweets", folgende Wahrnehmung:

"Viele verwechseln Ursache und Wirkung. Natürlich ist jeder getötete russische Soldat in der Ukraine eine gute Nachricht. Aber nicht, weil er Russe ist, sondern, weil er illegal als Soldat in der Ukraine kämpft. Je mehr Invasoren sterben, desto schneller ist der Krieg vorbei."

Möge Julian Röpcke schweißgebadet aufwachen und seine unfassbare Fehlformulierung(en) als Tiefpunkt seiner journalistischen Karriere akzeptieren und persönlich auch dies so für sich erkennen.

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