Meinung

Münchner Regenbogen-Gate: Doppelmoral oder spätrömische Dekadenz?

Rekord-Inflation, Mittelstandsdezimierung, Verteilungsungerechtigkeit und die nach wie vor gravierenden Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte infolge der Corona-Krise spielen politisch und medial kaum noch eine Rolle. Stattdessen werden "Brot und Spiele" benutzt, um auf breiter Front Propaganda für ausgewählte Minderheiten zu machen und andere Nationen zu diskreditieren.
Münchner Regenbogen-Gate: Doppelmoral oder spätrömische Dekadenz?Quelle: www.globallookpress.com © Frank Hoermann/SVEN SIMON via ww

Von Kaspar Sachse

Die politische Einheitsfront könnte kaum geschlossener sein. Von der CSU bis zur Linkspartei ist die Empörung groß: Da hat doch die UEFA tatsächlich verboten, dass das Münchner Stadion am Mittwoch im entscheidenden Gruppenspiel der "Mannschaft" gegen Ungarn in Regenbogenfarben erstrahlen darf. Der Hintergrund ist die kürzliche erfolgte Einführung eines Gesetzes in Ungarn, das die Darstellung von Homosexualität in für Jugendliche zugänglichen Medien untersagt

Empörung und "Toleranz"

Dabei wollte man gegen die ach so homophoben Magyaren ein "Zeichen im Sinne der Weltoffenheit und Toleranz" setzen, so der Münchner Bürgermeister Reiter (SPD). Doch selbst ist der 63-Jährige Oberhaupt einer Stadt, die ihren Bewohnern auch bei über 30 Grad Celsius im Biergarten eine FFP2-Maske aufzwingt. Und die zahlreichen, vertikal angeordneten Verbotsschilder in der Münchner U-Bahn passen kaum noch neben die Türen. Seine "Weltoffenheit" beweist er mit dem Satz:

"Wir werden uns in München nicht davon abhalten lassen, ein deutliches Zeichen in Richtung Ungarn zu senden."

Natürlich musste auch der bayerische Landesvater Markus Söder sein Bedauern über die gecancelte Illumination kundtun. Er, der stets sein Fähnchen in den Wind hält, vorbildlich seine Maske auf der Zugspitze trägt und gerne mal "die Zügel anzieht", brachte seine Freiheitsliebe so zum Ausdruck:  

Etwas mehr inhaltliche Kritik – wie so oft mit dem hypermoralisch erhobenen Zeigefinger versehen – kam von der Linken-Vorsitzenden Janine Wissler:

Doch wer schießt – einmal mehr – den Vogel ab? Drei, zwei, eins:

Aber zurück zur UEFA und zur Nationalmannschaft. Der europäische Fußballverband sah bereits in Manuel Neuers Regenbogenfahnen-Kapitänsbinde einen Verstoß gegen ihre Richtlinien ("Sportveranstaltungen dürfen nicht für sportfremde Kundgebungen benutzt werden"). Der Verband erklärte zur gewünschten Regenbogenbeleuchtung des Münchner Stadions am Mittwoch:

"Die UEFA ist gemäß ihrer Satzung eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieses speziellen Antrages – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen nationalen Parlamentes abzielt – muss die UEFA diesen Antrag ablehnen."

Doch das passt offenbar nicht nur gefühlt 90 Prozent der hiesigen Politiker nicht in den Kram: Wenn bestimmte Institutionen nicht die gewünschte "Toleranz" zeigen, werden eben von anderen "Influencern" große Geschütze aufgefahren. So erklärte der Münchner TV-Sender ProSieben, dass er "aus guten Gründen" am Mittwoch sein Logo in Regenbogenfarben tauchen will:

Besonders "gut" möchte auch die evangelische Kirche in Deutschland sein. Deren "Sportbeauftrager" Volker Jung würde dafür auch eine Geldstrafe in Kauf nehmen:

Am Dienstag musste natürlich noch Bundestrainer Joachim Löw seine Meinung kundtun

"Grundsätzlich hätte ich mich persönlich sehr gefreut, wenn man das Stadion in diesen Farben beleuchtet hätte, wenn die Lichter angegangen wären."

Die Farben werden dafür in anderer Form im Stadion zu sehen sein. Wie der Spiegel berichtet, hat der "Dachverband der Christopher-Street-Day's Deutschland angekündigt, mindestens 10.000 regenbogenfarbene Fähnchen ans Publikum zu verteilen. Auf diese Weise findet der Regenbogen dann wohl doch noch den Weg in die Arena." 

Sport und Politik

Dann wird ja Gott sei Dank doch noch alles "gut", oder? Nein, wird es nicht! Denn beim Fußball geht es – nomen est omen – in erster Linie darum, das Runde in das Eckige zu bugsieren und nicht um Politik. So fasste es der ungarische Außenminister Péter Szijjártó vor Kurzem zusammen: 

"Es ist äußerst schädlich und gefährlich, Sport und Politik zu vermischen. Die historische Erfahrung zeigt, dass das eine schlechte Sache ist und allen voran die Deutschen wissen das genau."

Aber nicht nur das Langzeitgedächtnis "der Deutschen" weist offenbar erhebliche Mängel auf: Ob Frau Wissler klar ist, dass ausgerechnet Ungarn 1989 den DDR-Bürgern ganz ohne "Rassismus" die Grenzen öffnete? Oder hat Frau Baerbock, deren historische Abhandlungen mitunter recht abenteuerlich anmuten, auf dem Schirm, dass Ungarn im Zweiten Weltkrieg aufgerieben zwischen zwei Großmächten einen enorm hohen Blutzoll zahlen musste?

Wein trinken, Wasser predigen

Dabei sind fast all die genannten Politiker und Institutionen führende Akteure im Umgang mit einer seit fast eineinhalb Jahren laufenden Corona-Krise. Deren nie gekannte freiheitseinschränkende Maßnahmen haben sie alle mitgetragen (und forderten zum Teil noch härtere) und die führten finanziell zu einer gravierenden Verteilungsungerechtigkeit. Diese Ungleichheit kombiniert mit einer absoluten Volksentfemdung der Herrschenden, flankiert von den Interessen fremder Mächte, hat schon das Alte Rom ins Wanken gebracht

Doch anstatt die Krise aufzuarbeiten, werden "Brot und Spiele" genutzt, um das Land weiter zu spalten. So wird einer Minderheit, die je nach Zählung fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht, die totale Aufmerksamkeit gewidmet. Niemand der Dazugehörigen wird dadurch aber auch nur einen Euro mehr in der Lohntüte erhalten. Zumal gerade die "LGBTQ-Community" laut einer US-Studie besonders hart unter der Corona-Krise gelitten hat.

Dort gibt ein größerer Anteil von LGBTQ-Erwachsenen im Vergleich zu Nicht-LGBTQ-Erwachsenen an, dass sie oder jemand in ihrem Haushalt den Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund von COVID erlebt haben (56 Prozent gegenüber 44 Prozent). Sogar drei Viertel der LGBTQ-Personen (74 Prozent) resümierten, dass Sorgen und Stress durch die Pandemie einen negativen Einfluss auf ihre psychische Gesundheit hatten, verglichen mit 49 Prozent derjenigen, die nicht LGBTQ sind. Stattdessen macht die aggressive Propaganda bezüglich der Regenbogen-Beflaggung, die ja in ähnlicher Form bereits durch die Corona- und die Klimakrise bekannt ist, auch noch den Tolerantesten stutzig und ab einen gewissen Punkt auch jähzornig. Das scheint dabei offenbar ganz bewusst in Kauf genommen zu werden. Divide et impera! 

Wer also nicht mit "Corona-" oder "Klimaleugnern" redet, der braucht auch nicht mit "Gender-Leugnern" zu reden. Doch auch bei Letzterem zeigt sich die ganze Doppelmoral der Debatte überdeutlich: So sind Qatar Airways, die staatliche Fluggesellschaft des kleinen, aber steinreichen arabischen Staates Katar, einer der Hauptsponsoren der Europameisterschaft, der auch die nächste WM ausrichten wird. In dem Land am persischen Golf werden homosexuelle Handlungen mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft. Die Arbeitsbedingungen der zahlreichen ausländischen Arbeiter an den WM-Stadien sind katastrophal. Man darf gespannt sein, wann Manuel Neuer, dessen Arbeitgeber, der FC Bayern, ebenfalls von den Katarern gesponsert wird, Herr Söder oder Frau Baerbock zum Boykott der WM im nächsten Jahr aufrufen wird. 

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