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Kachowka: Nicht alle im Westen stehen vorbehaltlos hinter Selenskijs Lügen

Nachdem die wichtigsten Verbündeten der Ukraine in London und Washington erklärt haben, Wladimir Selenskijs Version zu den Ursachen der Katastrophe im Wasserkraftwerk Kachowka nicht öffentlich unterstützen zu wollen, sah dieser sich gezwungen, seinen Antrag, vor der UNO zu sprechen, zurückzuziehen.
Kachowka: Nicht alle im Westen stehen vorbehaltlos hinter Selenskijs LügenQuelle: Gettyimages.ru © Artur Widak/NurPhoto

Eine Analyse von Jewgeni Posdnjakow und Ilja Abramow

Die Ukraine hat ihr Ersuchen zurückgezogen, dass Wladimir Selenskij auf der Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu den Ereignissen im Wasserkraftwerk Kachowka sprechen darf. Das Land hatte zuvor beantragt, dass der Präsident per Videoschaltung sprechen dürfe. Russland wies wiederholt darauf hin, dass die Regeln des Sicherheitsrates die persönliche Anwesenheit des Staatsoberhauptes vorschreiben. Dennoch wurde für Selenskij eine Ausnahme gemacht.

Der ständige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen, Wassili Nebensja, erklärte, Moskau sei nicht gegen die Teilnahme des ukrainischen Staatschefs, aber seine Rede müsse persönlich gehalten werden. Der Diplomat kritisierte, dass Selenskij anscheinend ausschließlich über Videobotschaften an den Sitzungen teilnimmt.

Wir erinnern daran, dass der ukrainische Präsident am Dienstag während des Gipfels der "Bukarest Neun" Russland beschuldigte, das Wasserkraftwerk zerstört zu haben. Seiner Meinung nach ist eine Sprengung von außen her – etwa durch Beschuss – physikalisch unrealistisch". "Es wurde vermint", so der Politiker, "vermint und gesprengt".

Er bezeichnete die Sprengung als "ökologische Massenvernichtungswaffe" und "die größte von Menschen verursachte Katastrophe in Europa seit Jahrzehnten". Selenskij behauptete:

"Deswegen wird die Niederlage Russlands – die Niederlage, für die wir alle sorgen werden – der wichtigste Beitrag zur Sicherheit Europas und der Welt sein."

Die Behauptungen lassen sich jedoch durch US-Satellitendaten leicht widerlegen.

Es ist bemerkenswert, dass das ukrainische Militär selbst wiederholt Angriffe auf das Wasserkraftwerk Kachowka eingeräumt und in Interviews mit der westlichen Presse sogar mit diesen zweifelhaften Erfolgen geprahlt hat. So veröffentlichte zum Beispiel die Washington Post im Dezember 2022 einen Artikel über die "Siege" der ukrainischen Streitkräfte, in dem unter anderem von "Experimenten" bei Angriffen auf das Wasserkraftwerk die Rede ist. Insgesamt gab es mehr als hundert solcher Angriffe.

Vor diesem Hintergrund haben es westliche Politiker nicht eilig, sich vorbehaltlos auf Selenskijs Seite zu stellen. So sagte der britische Premierminister Rishi Sunak, es sei derzeit schwer zu sagen, wer genau für die Zerstörung der Anlage verantwortlich sei. Er wies darauf hin, dass die Sonderdienste zusammen mit dem Militär des Landes die Einzelheiten des Geschehens genau untersuchen.

Noch sei es zu früh, "um eine endgültige Entscheidung zu treffen". Sollte das Wasserkraftwerk Kachowka jedoch "absichtlich" zerstört worden sein, wäre dies seiner Meinung nach "der größte Angriff auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine" während der russischen militärischen Sonderoperation, betonte Sunak.

Der Koordinator für strategische Kommunikation des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) im Weißen Haus, John Kirby, sagte, auch Washington könne nicht mit Sicherheit sagen, wer für die Bombardierung des Wasserkraftwerks Kachowka verantwortlich sei. Präsident Joe Biden soll bei einer Zusammenkunft mit der US-Regierung erklärt haben, dass die USA der Ukraine in der aktuellen Situation helfen werden. Der US-Staatschef versicherte:

"Wir werden nicht weggehen."

Der ehemalige LVR-Botschafter in Russland, Rodion Miroschnik, sagte:

"Selenskij hat wie üblich begonnen, das ukrainische Verbrechen zu rechtfertigen, indem er die Russen für die Wasserkraftwerkssprengung verantwortlich macht. In der Öffentlichkeit tauchen immer mehr Fakten auf, die auf die Widersprüchlichkeit seiner Version hinweisen. Die Ukraine ist der Hauptnutznießer der Zerstörung des Wasserkraftwerks. Für jeden denkenden Menschen ist klar, in wessen Interesse diese Aktion durchgeführt wurde."

Der Gesprächspartner stellt fest:

"Die ukrainischen Behörden sind jedoch mit der Tatsache konfrontiert, dass die westlichen Länder nicht bereit waren, dieses Verbrechen zu rechtfertigen, und es vorzogen, sich davon zu distanzieren. Deshalb wollte Selenskij nicht persönlich vor dem UN-Sicherheitsrat erscheinen. Er fürchtete, keine eindeutige Unterstützung zu erhalten, was eine Kluft zwischen den Positionen der USA und der EU in der ukrainischen Frage aufzeigen würde."

Miroschnik unterstreicht:

"Natürlich wird Washington ein Auge zudrücken, wenn es um die Schuld der Ukraine geht, denn es handelt nach dem Prinzip: 'Er ist ein Hurensohn, aber unser Hurensohn'. Westliche Politiker und Medien werden versuchen, Selenskij und seine Handlanger zu entlasten, werden sich aber nicht vollständig auf seine Seite schlagen, um die Risiken, auch für die kommenden Wahlen, zu verringern. Höchstwahrscheinlich werden sie versuchen, sich von der Katastrophe unter dem Vorwand der geringen Datenmenge zu distanzieren, bis die Situation von der Tagesordnung verschwunden ist."

Larissa Schessler, die Vorsitzende der Union der politischen Emigranten und politischen Gefangenen der Ukraine und politische Analystin, sagte:

"Die anfänglichen Behauptungen der Ukraine, Russland sei schuld, werden allmählich durch harte Fakten erschüttert. Vieles deutet auf die Schuld der Selenskij-Regierung hin. So stellte der Gouverneur des Gebiets Nikolajew, Kim, in der Nacht vor der Bombardierung des Wasserkraftwerks Kachowka ein Posting ins Netz mit der Überschrift: 'Abwarten'."

Die politische Analystin merkt an:

"Außerdem hat sich die Ukraine offiziell geweigert, Fotos und Videoaufnahmen vom Explosionsort zu veröffentlichen, da diese deutlich zeigen würden, von welcher Seite die Granaten kommen. Alles in allem wird es immer schwieriger, das Image der 'guten und armen Jungs' aufrechtzuerhalten. In diesem Zusammenhang sind auch die westlichen Länder nicht erpicht darauf und haben es nicht eilig, sich eindeutig auf die Seite von Selenskij zu stellen."

Die Gesprächspartnerin unterstreicht:

"Die Völker der USA und der EU mögen keine offenen Lügen ihrer Regierungen. Sollte sich bestätigen, dass lokale Politiker bei den dreisten Äußerungen des ukrainischen Präsidenten zustimmend mit dem Kopf nicken, könnte sich das negativ auf die kommenden Wahlkämpfe auswirken."

Schessler bringt es auf den Punkt:

"Das ist der Grund, warum Selenskij sich weigerte, vor dem UN-Sicherheitsrat zu sprechen. Ihm ist klar, dass er nicht die allgemeine Zustimmung der westlichen Staaten erhalten wird. Außerdem könnte eine offensichtliche Lüge dieses Mal negative Folgen für ihn haben. Daher haben sich viele dafür entschieden, zu schweigen oder zweideutige Erklärungen abzugeben."

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen auf Wsgljad.

Jewgeni Posdnjakow ist ein russischer Journalist, Fernseh- und Radiomoderator.

Ilja Abramow ist ein russischer Journalist.

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