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Abschied von der Diplomatie: Dudas anmaßender Hitler-Putin-Vergleich

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine überbietet sich die transatlantische Presse mit unseriösen Vergleichen Wladimir Putins mit Adolf Hitler. Ganz vorne mit dabei ist die Bild: In einem Interview verabschiedet sich Polens Präsident vom diplomatischen Parkett.
Abschied von der Diplomatie: Dudas anmaßender Hitler-Putin-VergleichQuelle: www.globallookpress.com © Radek Pietruszka

von Kaspar Sachse

Hypermoralisch aufgeladene globalistische Weltrettungsorgien, die zumeist aus den Kreisen transatlantischer Thinktanks stammen und die Freiheit, Souveränität und nicht zuletzt die Wirtschaftskraft von Nationalstaaten konterkarieren, kennen wir hierzulande besonders durch die Grünen propagiert zuhauf. Nun schlägt auch der polnische Präsident Andrzej Duda in einem Interview mit der Bild in dieselbe Kerbe. Die nationalen Interessen Deutschlands scheinen ihm dabei völlig gleichgültig zu sein. Mit Blick auf die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen, die jahrzehntelang für beide Seiten eine Win-win-Situation dargestellt hatten und nun durch die Sanktionen und Energieembargos massiv geschädigt sind, sagte er (Zitate wie im Original):

"Diesem Teil der deutschen Wirtschaft ist es völlig egal, was mit der Ukraine passiert, was mit Polen ist. Sie sagen: Wir wollen Geschäfte machen, Geld verdienen. Mit Russland kann man Geschäfte machen, wir wollen unsere Produkte verkaufen. Wir wollen billig Gas kaufen und Erdöl importieren. Vielleicht glaubt die deutsche Wirtschaft nicht daran, dass die russische Armee mal wieder einen großen Sieg in Berlin feiern und einen Teil von Deutschland besetzen könnte. Wir in Polen wissen, dass das möglich ist. Und deshalb gibt es für uns kein Business as usual. Und deshalb rufen wir die Welt und Europa auf, dass es kein Business as usual mit Russland mehr gibt."

Da möchte man Duda zurufen: Ja, was geht uns die Ukraine an? Ist das Land in der EU? Ist es in der NATO? Hat sich die Regierung Polens – die wie kaum eine zweite, abgesehen von der deutschen, in Europa an der transatlantischen Knute hängt – für die völkerrechtswidrigen Kriege der USA und ihrer Verbündeten von Jugoslawien über Afghanistan bis zum Jemen interessiert? Ganz zu schweigen von den Ereignissen in der Ukraine in den letzten acht Jahren? Nein!

Die deutsche Regierung ist theoretisch (!) zum Wohle des deutschen Volkes da, das bedeutet auch, die Wirtschaft am Laufen zu halten und es sich nicht als indirekte Kriegspartei mit dem größten Rohstofflieferanten Russland zu verderben. Doch das interessiert Duda, der von russischen Besetzungsfantasien schwadroniert und sich einmal die Rede von Wladimir Putin im Bundestag von 2001 anhören sollte, nicht. Stattdessen schreit er nach noch mehr Waffen:

"Die Ukraine braucht schwere Waffen, Panzer. Das sind die Bedürfnisse der Ukraine. Ich habe vor zwei Tagen mit Präsident Selenskyj gesprochen. Er hat mich erneut gebeten. Wir haben Panzer hingeschickt, über 240 Panzer, die die Ukraine bedienen kann. Wir hatten fast 100 Panzerfahrzeuge geschickt und Waffen. Gewehre, Munition, Raketen. Wir haben insgesamt Waffen im Wert von 2 Milliarden Dollar geschickt. Das sind enorme Kosten, aber wir verstehen das Bedürfnis. Wir appellieren an alle: Wenn jemand die Möglichkeit hat, z.B. Artillerie zu schicken. Diese Waffen braucht es, um die russische Invasion aufzuhalten."

Auch hier gilt: Was interessieren uns die "Bedürfnisse der Ukraine" bzw. genau genommen jene von Selenskij und seiner Truppe in Kiew? Die "Bedürfnisse der Deutschen" wurden gerade erst mit einem neuen Höchstetat an Schulden von über 500 Milliarden Euro im Bundestag konterkariert – da freuen sich die Steuerzahler und künftigen Generationen von Flensburg bis zum Bodensee. Auch die Abschreckung durch Atomwaffen – die im Kalten Krieg immerhin 40 Jahre funktionierte – ist für den 50-jährigen polnischen Präsidenten kalter Kaffee:

"Wenn wir Angst vor den russischen Atomwaffen haben, sollten wir uns alle gleich ergeben. Denn wenn Präsident Putin rausgeht, und sagt: Jetzt werden wir Atombomben auf die ukrainische Hauptstadt werfen, wenn ihr den russischen Einflussbereich nicht bis zum Atlantik, bis Lissabon ausweitet. Sollen wir dann alle Angst bekommen und die Richtlinien von Putin ausführen und seine Politik in ganz Europa realisieren, weil wir Angst vor seinen Atomwaffen haben?"

Auf die Idee, dass Putin eben genau solche Atomwaffen – die von der Ukraine aus auch ziemlich schnell Moskau erreichen könnten – nicht vor der Haustüre will und deswegen einer Stationierung entsprechender Raketen nach jahrelangen erfolglosen Verhandlungen mit dem "Westen" seit dem 24. Februar zuvorgekommen ist, kommt Duda nicht. Oder besser: Er sagt es nicht. Lieber wird die ganz große Moralkeule herausgeholt, die "Hitler-Karte" gezogen und damit versucht, Kriegstreiberei gegenüber diplomatischen Vermittlungsversuchen zu rechtfertigen:

"Ich bin erstaunt über die ganzen Gespräche, die geführt werden mit Putin im Moment. Von Kanzler Scholz, von Präsident Emmanuel Macron. Diese Gespräche bringen nichts. Was bewirken sie? Sie bewirken nur eine Legitimierung eines Menschen, der verantwortlich ist für die Verbrechen, die die russische Armee in der Ukraine begeht. Er ist verantwortlich dafür. Er hat die Entscheidung getroffen, die Truppen dorthin zu schicken. Ihm unterstehen die Befehlshaber. Wladimir Putin. Hat jemand so mit Adolf Hitler während des 2. Weltkriegs gesprochen? Hat jemand gesagt, dass Adolf Hitler sein Gesicht wahren muss? Dass wir so vorgehen sollen, dass es nicht erniedrigend ist für Adolf Hitler? Ich habe solche Stimmen nicht gehört."

Verhandlungen waren also gestern, es sei denn, Kiew bekommt seine Maximalforderungen bestätigt: Eine "Verständigung" im Konflikt kann laut Duda nicht über die "Köpfe der ukrainischen Regierung hinwegkommen" und müsse die "Rückgabe" der Krim und Donbass-Republiken beinhalten. Dazu dann bitte gleich noch die Mitgliedschaft in der EU: 

"Es ist eine politische Entscheidung mit einer enormen psychologischen Bedeutung für die Verteidiger der Ukraine. Ja, ihr seid Mitglied unserer großen, europäischen Gemeinschaft. Ja, wir sind offen euch gegenüber. Ihr werdet Teil der EU werden. Wir glauben daran, dass ihr es schafft. Nicht nur, dass ihr euch verteidigen könnt, sondern, auch die ganzen Reformprozesse schafft. Beim Aufbau der Wirtschaft. Wir müssen sowieso beim Aufbau der Ukraine helfen. Egal, ob die Ukraine den Status eines Kandidaten hat oder nicht. Wir müssen sowieso Gelder aus der Tasche ziehen und beim Wiederaufbau der Ukraine unterstützen. Das ist doch für alle klar. Dann sollten wir der Ukraine einen Kandidatenstatus geben. Das wird ein zusätzlicher Impuls für die Bevölkerung sein."

Eines der korruptesten Länder Europas soll also auch noch in die EU – nun gut, irgendwie passt das sogar zum von Washington korrumpierten Bürokratiemonster in Brüssel. Dass Deutschland allerdings bereits jetzt der größte Nettoeinzahler für Ursula von der Leyen, Mario Draghi und Co. und ihre wahnwitzigen Vorhaben ist und dann noch mehr zur Kasse gebeten würde – geschenkt! Zum Schluss bekommt Ex-Kanzlerin Angela Merkel – für den Bau von Nord Stream 2, die vielleicht einzige Maßnahme in ihrer Kanzlerschaft, die den nationalen und wirtschaftlichen Interessen ihres Landes entsprochen hätte – noch einen Fußtritt mit. So meint Duda:

"Wir haben versucht, ihr zu sagen, das ist eine imperiale russische Strategie und die Waffe war dabei das Gas. Es ging darum Europa zu dominieren. Die Tatsache, dass der Bau von Nord Stream 2 passierte, war eine große politische Enttäuschung."

Zum Glück enttäuschen nicht alle so, Herr Duda: Demnächst bekommt die EU ihr klimafreundliches Frackinggas aus den USA – für das bis zu Siebenfache des russischen Preises. Das ist sicher auch in Ihrem nationalen Interesse.

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.