International

Reichweite bis Russland möglich: USA liefern doch moderne Raketensysteme an Ukraine

Nun liefern die USA doch moderne Raketensysteme an Kiew, die auch Ziele in Russland angreifen könnten. Die Ukraine habe zugesichert, mit den Waffen keine Ziele auf russischem Territorium anzugreifen. Moskau warnt vor einer direkten Konfrontation zwischen den USA und Russland.
Reichweite bis Russland möglich: USA liefern doch moderne Raketensysteme an UkraineQuelle: AFP © Fadel Senna

Die US-Regierung liefert der Ukraine im Rahmen eines neuen "Sicherheitspakets" moderne Mehrfachraketenwerfer. Aus dem Weißen Haus hieß es am Dienstagabend, die Ukraine habe zugesichert, mit dem in den USA hergestellten Artilleriesystem HIMARS keine Ziele auf russischem Territorium anzugreifen. Das System sei Teil eines Pakets im Wert von 700 Millionen US-Dollar (rund 652 Millionen Euro), das daneben unter anderem Geschosse, Radarsysteme, Panzerabwehrwaffen vom Typ Javelin, Hubschrauber, Fahrzeuge und Ersatzteile beinhalte.

US-Präsident Joe Biden schrieb in einem Gastbeitrag für die New York Times, mit den modernen Raketensystemen solle Kiew in die Lage versetzt werden, "wichtige Ziele auf dem Schlachtfeld in der Ukraine" präziser zu treffen. Biden versicherte zugleich: "Wir wollen keinen Krieg zwischen der NATO und Russland."

Die USA versuchten auch nicht, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu stürzen. Wenn Russland aber "keinen hohen Preis für den Angriff auf die Ukraine bezahlen müsse, könnte das zum Ende der regelbasierten internationalen Ordnung und zu katastrophalen Folgen weltweit führen".

"Solange die Vereinigten Staaten oder unsere Verbündeten nicht angegriffen werden, werden wir uns nicht direkt in diesen Konflikt einmischen, weder durch die Entsendung amerikanischer Truppen in die Ukraine noch durch einen Angriff auf russische Streitkräfte", betonte der US-Präsident. Und weiter:

"Wir ermutigen oder ermöglichen der Ukraine nicht, jenseits ihrer Grenzen zuzuschlagen. Wir wollen den Krieg nicht verlängern, nur um Russland Schmerzen zuzufügen."

Die Amerikaner würden dem ukrainischen Volk aber auch weiterhin beistehen, "weil wir wissen, dass es Freiheit nicht umsonst gibt", schrieb Biden. "Wir wollen eine demokratische, unabhängige, souveräne und wohlhabende Ukraine, die über die Mittel zur Abschreckung und Verteidigung gegen weitere Aggressionen verfügt." Die USA würden mit ihren Partnern weiter an Sanktionen gegen Russland arbeiten.

"Einsatz von Atomwaffen hätte schwerwiegende Folgen"

Biden unterstrich, derzeit gebe es keine Anzeichen dafür, dass Russland die Absicht habe, in der Ukraine Atomwaffen einzusetzen. Die "gelegentliche Rhetorik Russlands, mit dem nuklearen Säbel zu rasseln", sei an sich aber schon gefährlich und unverantwortlich:

"Um es klar zu sagen: Jeder Einsatz von Atomwaffen in diesem Konflikt, egal in welchem Ausmaß, wäre für uns und den Rest der Welt völlig inakzeptabel und hätte schwerwiegende Konsequenzen zur Folge."

Dass die USA die Lieferung des HIMARS-System in Erwägung zogen, hatten US-Medien bereits vergangene Woche gemeldet. Biden hatte aber am Montag für Verwirrung gesorgt, als er sagte, man werde keine Raketensysteme in die Ukraine schicken, die russisches Territorium treffen könnten. Nach Darstellung seiner Sprecherin Karine Jean-Pierre meinte der Präsident, man werde keine Raketen "für den Einsatz außerhalb des Schlachtfelds in der Ukraine" liefern.

Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter sagte am Dienstagabend: "Die Ukrainer haben uns versichert, dass sie diese Systeme nicht gegen Ziele auf russischem Gebiet einsetzen werden." Die USA würden mit dem HIMARS-System Geschosse liefern, die nur eine Reichweite von rund 80 Kilometern hätten – spezialisierte Raketen zur Verwendung in dem System können dagegen bis zu 300 Kilometer weit fliegen. Der Sender CNN hatte von Befürchtungen in der US-Regierung berichtet, dass ukrainische Angriffe auf russisches Gebiet Vergeltungsmaßnahme gegen die USA zur Folge haben könnten.

Der Regierungsvertreter sagte bei einer Telefonschalte mit Journalisten, seit Mitte April hätten die Ukrainer auf die Lieferung von Artillerie gedrängt. Das sei für die USA zur "obersten Mission" geworden. Von 108 zugesagten amerikanischen Haubitzen vom Typ M777 seien fast alle bereits geliefert worden. Die Reichweite dieser Haubitzen wird mit rund 25 Kilometern angegeben. Die US-Regierung hat schon mehrere große Pakete zur Unterstützung der Ukraine auf den Weg gebracht. Erst kürzlich hatte der US-Kongress ein Hilfspaket für die Ukraine mit einem Volumen von fast 40 Milliarden Dollar beschlossen.

Warnung vor direkten Konfrontation zwischen Russland und USA

Moskau kritisierte die Entscheidung der USA. Washingtons fortschreitende Aufrüstung der Ukraine mit schwereren Waffen erhöhe das Risiko einer direkten Konfrontation zwischen den USA und Russland, erklärte der stellvertretende russische Außenminister Sergei Rjabkow am Mittwoch. Rjabkow sagte vor Journalisten:

"Jegliche Waffenlieferungen, die fortgesetzt werden und eskalieren, erhöhen das Risiko einer solchen Entwicklung."

Der Diplomat fügte hinzu, dass die USA jahrelang nichts dafür getan hätten, um eine Eskalation der Spannungen mit Russland wegen der Ukraine zu verhindern. Die USA hätten Moskaus letzte Versuche, ein rechtsverbindliches Abkommen auszuhandeln, das den russischen Bedenken gegen die NATO-Erweiterung in Europa Rechnung getragen hätte, blockiert. Nach dem Ausbruch der offenen Feindseligkeiten im Februar seien "die Reste einer gesunden Einstellung zu dieser Situation zerbrochen". Rjabkow ergänzte:

"[Washington] hält an seinem Kurs fest, den wir schon oft als Absicht bezeichnet haben, einen Krieg bis zum letzten Ukrainer zu führen, der das Ziel widerspiegelt, Russland - wie sie selbst sagen - eine strategische Niederlage zuzufügen. Das ist beispiellos. Das ist gefährlich."

Die jüngste Aufstockung der Waffenlieferungen an die Ukraine ändere die Situation nicht grundlegend, sondern erhöhe nur die Risiken, so der Politiker weiter.

Mehr zum Thema - Liveticker zum Ukraine-Krieg – Waffen an Ukraine erhöhen Konfliktrisiko zwischen Russland und USA

(rt de/dpa)

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.