"Wir müssen kriegstüchtig werden" – Pistorius fordert Militarisierung Deutschlands
Aufrüstung und Militarisierung seien anlässlich der geopolitischen Verschiebungen unerlässlich. Deutschland und die Deutschen müssten wehrhaft werden, meint Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Interview mit dem ZDF.
Eingeleitet wird das Interview von einem rund vierminütigen Beitrag "Was wird aus der Zeitenwende?", der auf eine beschleunigte Militarisierung Deutschlands drängt. Die bisherige deutsche Politik scheue sich davor, militärische Macht mitzudenken, behauptet der Beitrag.
Man müsse den Gegnern deutlich machen, dass Deutschland bereit sei, sich mit allen Mitteln zu verteidigen, meint NATO-Lobbyistin Stefanie Babst. Babst war bis 2020 leitende Mitarbeiterin der NATO im Rang der stellvertretenden Generalsekretärin. Seit ihrem Ausscheiden arbeitet sie als Lobbyistin, unter anderem bei dem steuerfinanzierten Think-Tank DGAP.
Das seit den 1950er Jahren geltende Motto von Gewerkschaften und Friedensgruppen "Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus" verkürzt der Beitrag auf "Nie wieder". Wer wie die Deutschen "Nie wieder" sage, der müsse auch sagen, wie dies zu bewerkstelligen sei. Das ZDF lässt in diesem Zusammenhang den ehemaligen Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa, Ben Hodges, zu Wort kommen:
"Ich bin es leid, 'Nie wieder' von den Deutschen zu hören, ohne dass sie sicherstellen, dass es nie wieder passiert."
Sicherstellen aber ließe sich das eben nur über Aufrüstung und Militarisierung, durch eine Reform der Bundeswehr, die aktuell nicht verteidigungsfähig sei. Pistorius wird dieses Argument in dem sich anschließenden Interview aufnehmen und unterstreichen.
Pistorius gehe insgesamt zu langsam vor, lautet der Vorwurf. Gemeinsam könnten die Europäer ein Machtfaktor sein, behauptet der Beitrag, aber man raufe sich nicht zusammen. Dass es zuletzt das Baerbock-Ministerium war, das gemeinsame Anstrengungen in der militärischen Entwicklung der EU sabotiert hat, verschweigt die Stimme aus dem Off ihren Zuschauern.
Man pflege in der EU seine Eitelkeiten, es seien daher die Amerikaner, die zwei Flugzeugträger in den Nahen Osten schicken würden. Welchen Beitrag das Entsenden von Flugzeugträgern zur Lösung des Konflikts leistet, benennt das ZDF indes nicht.
Es fehle der politische Wille zur Militarisierung, schließt die NATO-Lobbyistin Babst den Teil ab, an den sich das Interview mit Pistorius anschließt. Der Rahmen ist gesetzt: Die Militarisierung Deutschlands ist unumgänglich. Man nennt dieses Verfahren "Framing". Eine offene Diskussion darüber, ob Aufrüstung tatsächlich notwendig ist, wird mit diesem Mittel der Propaganda verhindert.
Pistorius reagiert auf die thematischen Vorgaben nicht mit Zurückweisung, sondern nimmt sie bereitwillig auf. Es brauche einen Mentalitätswechsel in der deutschen Gesellschaft, sagt der Verteidigungsminister. Dieser Mentalitätswandel sei in der Bundeswehr bereits in vollem Gange. Man bräuchte ihn aber auch in der Gesellschaft und in der Politik.
Die deutsche Gesellschaft müsse akzeptieren, dass ein Krieg in Europa wieder Realität werden könnte und sich darauf einstellen. Deutschland müsse kriegstüchtig werden, fordert Pistorius.
"Ganz wichtig: der Mentalitätswechsel in der Gesellschaft. Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte. Das heißt, wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen."
Mit Blick auf den wieder aufgeflammten Nahost-Konflikt sichert der deutsche Verteidigungsminister Israel die volle Solidarität Deutschlands zu. Auf die Frage, wie eine Bodenoffensive die Situation eskalieren werde, meint Pistorius, das sei schwer abzuschätzen. Allerdings würde Israel sehr besonnen vorgehen und auch immer wieder humanitäre Möglichkeiten eröffnen. So habe Israel wieder Zugang zu Wasser ermöglicht.
"Hier geht es um das Selbstverteidigungs- und Existenzrechts Israels. Und Deutschland gehört zu jenen, die uneingeschränkt 'ja' sagen zu diesem Recht. Deswegen ist es unsere Aufgabe an der Seite Israels zu stehen. Und gleichzeitig unseren Einfluss, soweit er da ist und geltend gemacht werden kann, dafür einzusetzen, dass es zu keiner weiteren Eskalation kommt."
Wenn Israel Unterstützung anfragen würde, stünde Deutschland sofort bereit. Es gebe für diese Unterstützung auch keine vorab festgelegte Begrenzung.
Gleichzeitig signalisiert Pistorius die Bereitschaft zur Konfrontation gegenüber Iran. Generell müsse das militärische Engagement Deutschlands in der Welt sichtbarer werden. Der Verteidigungsminister nennt den Indopazifik und verdeutlicht damit, dass er nicht nur gegenüber dem Iran und Russland die Konfrontation sucht, sondern bereit ist, Deutschland auch in die militärische Auseinandersetzung mit China zu führen.
Mit der "Sondervermögen" genannten Neuverschuldung in Höhe von 100 Milliarden Euro zur Aufrüstung der Bundeswehr sei man laut Pistorius dabei sicherzustellen, dass Deutschland militärisch in der Lages sei, das "Nie wieder" durchzusetzen. Das sei der Weg, den Deutschland eingeschlagen habe.
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