Handballtrainer missbrauchte 15 Jahre lang Kinder – knapp fünfeinhalb Jahre Gefängnis
Im Prozess gegen einen Handballtrainer wegen sexuellen Missbrauchs von mehreren Kindern und Jugendlichen hat die Jugendkammer des Landgerichts Stuttgart am Donnerstag das Urteil gesprochen. Der 53-Jährige, der die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bereits zum Prozessauftakt eingeräumt hatte, muss nun für fünf Jahren und vier Monate ins Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren gefordert.
Der frühere Trainer aus Fellbach (Rems-Murr-Kreis) hat sich nach Angaben des Landgerichts des schweren sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht. In der Anklageschrift wurden dem Mann 567 einzelne sexuelle Handlungen an meist 12- und 13-jährigen Jungen vorgeworfen, teils auch an Jugendlichen, in den Jahren 2006 bis 2021. Die Taten wurden im Herbst 2021 publik, seit November 2021 befand sich der Verurteilte in Untersuchungshaft.
Rund 15 Jahre lang trainierte der Mann Kinder und Jugendliche in drei Vereinen. Er kümmerte sich um die Jungen und baute Vertrauen zu ihnen auf. Wie die örtlichen Medien, die den Prozess beobachtet haben, berichteten, habe der Trainer neben seiner Vertrauensstellung die Kinder mit Geschenken und Computerspielen gefügig gemacht. Außerdem hätten die meisten seiner Schützlinge vor allem Angst gehabt, nicht mehr von ihm gefördert zu werden, und hätten aus diesem Grund jahrelang über die Vorfälle geschwiegen.
In einer Pressemitteilung des Vereins aus dem Dezember 2021 heißt es zu den bekanntgewordenen Ereignissen:
"Der Vorstand, die Vertrauenspersonen und die Abteilungsleitung Handball des SV Fellbach bedauern zutiefst, was den Betroffenen des sexuellen Missbrauchs widerfahren ist. Der mutmaßliche Täter hat Leid über viele Kinder, Jugendliche und Familien gebracht, welches schwer auszuhalten ist. Unser oberstes Anliegen ist, weiterhin den Betroffenen bestmöglichen Schutz zu geben und die Aufarbeitung der Geschehnisse zu unterstützen. Die Betroffenen haben unsere volle Unterstützung, betonen der Vorstand und die Abteilungsleitung Handball des SV Fellbach."
Der Verein hinterfragt in der Mitteilung, ob "wir in der Vergangenheit nicht aufmerksamer hätten sein müssen. Hätten wir die Erkenntnisse von heute gehabt, wäre das sicherlich der Fall gewesen".
Heute sind alle mutmaßlichen Tatopfer bereits erwachsen, lediglich der letzte der bekanntgewordenen Betroffenen ist noch minderjährig. Wie der Opferanwalt dem SWR sagte, leiden die meisten der Betroffenen bis heute an den Folgen der Taten. Das Geständnis ihres Peinigers hatten sie mit Erleichterung aufgenommen.
Einen Teil der eigenen Taten habe der Mann gar gefilmt, die Polizei konnte nach Angaben des Gerichts in seinem Haus umfangreiches Videomaterial kinderpornografischer Art sicherstellen.
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(rt/dpa)
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