Deutschland

#WirWerdenLaut - Schülerinitiative gegen Aufhebung der Corona-Maßnahmen

Wenn es nach dem Willen einiger Schülervertreter ginge, würden die Corona-Maßnahmen an Schulen gar nicht mehr aufgehoben: Sie fordern dauerhaft FFP2-Masken, die Abschaffung der Präsenzpflicht und Prüfungserleichterungen. Unterstützt werden die Schüler aus dem Zero- und NoCOVID-Lager.
#WirWerdenLaut - Schülerinitiative gegen Aufhebung der Corona-MaßnahmenQuelle: www.globallookpress.com © Thomas Vonier via www.imago-images.de

Eine recht professionell gemachte Kampagne unter Schülern mit dem Hashtag #WirWerdenLaut gewinnt in letzter Zeit Zulauf. Die Initiative, die besonders unter Gymnasiasten verbreitet zu sein scheint, fürchtet sich vor COVID-19 und möchte am liebsten alle Corona-Maßnahmen aufrechterhalten. Aus Angst vor einer möglichen Infektion verlangen die Schüler sogar, dass die Präsenzpflicht zugunsten einer "Bildungspflicht" aufgehoben werden soll.

Schüler bei der Bundesbildungsministerin

Am vergangenen Freitag hatten die Schüler ein Gespräch mit Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), der sie eine Unterschriftenliste der Petition übergaben, die aktuell noch unterzeichnet werden kann.

Auf den Weg gebracht wurde die Aktion von mehr als hundert Schülervertretern aus ganz Deutschland. Mitunterzeichnet haben auch Elternkonferenzen und -vereine. Zusätzlich haben sich die Schüler Unterstützung von Wissenschaftlern geholt, von denen einige zum NoCOVID- oder ZeroCOVID-Lager zählen oder solchen Positionen nahestehen.

Die Petition zeichnet von der Corona-Lage in den Schulen ein düsteres Bild. Die Schüler sprechen davon, dass sie nicht die Maßnahmen, sondern die "Pandemie erdulden" würden. Sie schreiben in ihrer Petition, sie hätten ihre "Belastungsgrenze erreicht" und verweisen auf ihre gefährdete körperliche und seelische Gesundheit.

Verschärfungen verlangt

Als Konsequenz aus dieser Feststellung fordern sie noch schärfere Maßnahmen, konkret einen "besseren Infektionsschutz an Schulen". Dazu zählen sie eine "flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern". Neben der bereits erwähnten Forderung nach Aussetzung der Präsenzpflicht wünschen sie die Schüler weiter einen "angemessene[n] Ausbau digitaler Lern- und Lehrmittel an Schulen". Diese Forderungen seien bislang immer "wieder ignoriert" worden. Maßnahmen und Förderprogramme seien nicht ausreichend gewesen.

Die Schüler verlangen Maßnahmen über die gegenwärtige fünfte Corona-Welle hinaus, von der sie annehmen, dass sie "nicht die letzte sein wird". Und sie beklagen "Kommunikationsfehler" der Politik in den beiden zurückliegenden Jahren, die "wiederholt, wenn nicht gar übertroffen" würden.

Die Schüler schreiben, dass in den vergangenen zwei Jahren von "Beständigkeit" keine Rede sein konnte. Ihre Klage wirkt vor dem Hintergrund der medialen Dauerpräsenz des Corona-Themas in Teilen nachvollziehbar, wenn auch nicht insgesamt schlüssig:

"Psychische und körperliche Belastungen, ein hohes Infektionsrisiko sowie die Gefahr, an Long COVID zu erkranken, stehen gleichauf mit Angst vor dem Verlust von Angehörigen und Freund:innen. Dazu kommt die Ungewissheit, wie es weitergehen soll. Das Gefühl, sich im Kreis zu drehen und der Wegfall von Aktivitäten sind zermürbend für die Psyche."

So verlangen die Jugendlichen, "die Pandemie mit allen Mitteln zu bekämpfen". Es würden "jedoch nicht alle zur Verfügung stehenden Werkzeuge eingesetzt".

Berufung auf "die Wissenschaft"

Schließlich berufen sich die Schüler auf den vermeintlichen "Konsens der Wissenschaft", wenn sie behaupten, Schulen seien "aktuell keine sicheren Lernräume!" Sie gehen in ihrer offensichtlichen Angst sogar so weit zu konstatieren, dass "vermeidbare Infektionen mit 'milden' Verläufen oder gar Todesfälle [!] bei Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in Kauf genommen" würden. Selbstverständlich kommt der Appell nicht ohne Verweise auf die befürchteten Langzeitfolgen der Infektion und "Long COVID" aus. Die Vorwürfe der Schüler gipfeln in der wohl nur psychologisch zu erklärenden, offenbar von Panik getriebenen: Aussage

"Der aktuelle Durchseuchungsplan ist unverantwortlich und unsolidarisch."

Mediale und politische Unterstützung

Die Presse ist bisher überwiegend wohlwollend mit dem Schüler-Aufruf umgegangen. Auch das Bildungsministerium habe positiv auf das Treffen mit den Schülervertretern reagiert, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland berichtete. Eine positive Haltung zu der Schüler-Initiative nahmen auch das ZDF und die Wochenzeitung Die Zeit ein, die für ähnliche Reaktionen exemplarisch genannt seien. Sogar manche Kirchengemeinden scheinen von dem Schüler-Appell angetan zu sein – und würden gern noch über ihn hinausgehen.

Aus dem politischen Raum hat sich die frisch gewählte Vorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, unterstützend per Twitter gemeldet:

"Wenn wir jetzt nicht endlich Kinder und Jugendliche ausreichend vor Corona schützen und zur Priorität machen, gefährden wir nicht nur mögliche Öffnungsperspektiven. Wir tolerieren auch das anhaltende Risiko für die Familien und ignorieren ihre Erschöpfung."

Allerdings haben die Forderungen von #WirWerdenLaut nicht nur Zustimmung erfahren. So hat sich die Bundesschülerkonferenz (BSK) in einem dreiseitigen Papier kritisch mit den Forderungen der Initiative auseinandergesetzt. Insbesondere stört man sich bei der BSK daran, dass die Präsenzpflicht aufgehoben und vermeintliche Erleichterungen bei den Abschlussprüfungen eingeführt werden sollen.

Moderate Kritik äußerte der Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda im Freitag. Auch er störte sich an der zentralen Forderung, die Präsenzpflicht abzuschaffen, fand aber sonst überwiegend lobende Worte für die Anliegen der Schüler.

"Propaganda der Angst"

Dagegen erschien eine ausgesprochen kritische Besprechung in der Welt, die schon öfter für Lockerungen der Corona-Maßnahmen eingetreten war. Hier lautete die Diagnose:

"Dieser irrationale Appell ist das Ergebnis einer Propaganda der Angst."

Der Autor, Jörg Phil Friedrich, richtet den Blick auf die vom Appell ausgeblendeten Aspekte. Denn einen solch eindeutigen Rückhalt, wie die Initiative vermittelt, besitze sie gar nicht in der Gesellschaft. Im Gegenteil würden viele Eltern- und Schülerinitiativen gerade die "Aufhebung der anlasslosen Massentests in Schulen sowie die Aufhebung oder wenigstens Begrenzung der Maskenpflicht" fordern. Für diese Positionen könnten sie sich auf wissenschaftliche Studien und Fachgesellschaften berufen.

Dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach "Verständnis" für #WirWerdenLaut gezeigt habe, wohl "ohne detaillierte Kenntnis der Forderungen", sei "[w]enig überraschend". Die Maßnahmen führten dazu, "dass gesunden Kindern seit Monaten eine normale Schulbildung und ein normales Zusammensein mit Gleichaltrigen verwehrt wird".

Denn es sei bekannt, dass Kinder und Jugendliche durch eine Corona-Infektionen in der Regel nicht wirklich bedroht seien. Längst hätte wieder zum Normalbetrieb übergegangen werden müssen, denn die Folgen seien für "Entwicklung, für die Psyche und für den Bildungsstand der jungen Generation längst offensichtlich".

Stattdessen, und dies gehöre auch zu den Folgen der Maßnahmen, seien Jugendliche inzwischen derart von irrationalen Ängsten erfasst, dass sie eine "Petition auf den Weg zu bringen, die ihre eigene fatale Situation nur festschreiben und verlängern würde". Doch die Schülervertreter würden, unterstützt von verängstigten Eltern und Wissenschaftlern, "die sich in ihren Modellen und ihren bereits gescheiterten No- und Zero-COVID-Strategien verrannt haben", selbst "Opfer der irrationalen Verängstigungen". Natürlich müsse man mit den Schülern sprechen, aber um sie wieder zurück in eine "normale Schule" ohne anlasslose Tests, ohne Masken und ohne "andauernde Gefahr des Distanzunterrichts" zu begleiten, so Friedrich in der Welt

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