Lateinamerika

Brasilien entsendet Truppen an die Grenze zu Venezuela

Die brasilianischen Behörden haben beschlossen, zusätzliche Einheiten an die Grenze zu Venezuela zu entsenden. Gleichzeitig halten sie einen Konflikt zwischen Venezuela und Guyana für unwahrscheinlich und werden keine Militäroperation an der Grenze starten.
Brasilien entsendet Truppen an die Grenze zu VenezuelaQuelle: Gettyimages.ru © Mateus Bonomi/Anadolu Agency

Die brasilianischen Behörden haben zusätzliche Militäreinheiten an die Grenze zu Venezuela und Guyana entsandt, da die Spannungen zwischen den beiden Ländern wegen eines Territorialstreits zunehmen, berichtete G1 unter Berufung auf eine Regierungsquelle. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters über den Beginn des Einsatzes des brasilianischen Militärs an der Grenze berichtet.

Obwohl Brasilien einen Konflikt zwischen Venezuela und Guyana für unwahrscheinlich hält, haben sich die Streitkräfte des Landes auf ein solches Szenario vorbereitet und zusätzliche Truppen mit gepanzerten Fahrzeugen an die Grenze entsandt. Der G1-Gesprächspartner stellte klar, dass die brasilianische Regierung keine unmittelbare Militäroperation an der Grenze zu Venezuela angeordnet habe – es gehe darum, die Streitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Venezuela und Guyana sind seit dem frühen 19. Jahrhundert in einen lang andauernden Territorialstreit verwickelt. Es geht um den Teil von Guyanas Territorium im Essequibo-Flussbecken, das reich an Bodenschätzen, darunter Gold und Diamanten, ist. Auf Landkarten Venezuelas sind diese Gebiete in der Regel als umstrittene Gebiete schattiert.

Venezuela erhebt seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1811 Anspruch auf Essequibo: Während des Unabhängigkeitskrieges der spanischen Kolonien wurde die Region von Großbritannien übernommen und seiner damaligen Kolonie Guyana einverleibt. Venezuela rief ein internationales Schiedsgericht in Paris an, um das Gebiet zu regeln, und 1899 sicherte das Gericht, dem Richter aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Russland angehörten, Großbritanniens Anspruch auf fast 90 Prozent von Essequibo. Nach der Veröffentlichung eines Schreibens eines US-amerikanischen Anwalts, in dem dieser behauptete, das Gericht habe den Fall aufgrund geheimer Absprachen zwischen Großbritannien und Russland zugunsten Londons entschieden, weigerten sich die venezolanischen Behörden 1949 öffentlich, die Entscheidung des Gerichts zu befolgen.

Venezuela beanspruchte Essequibo im Jahr 2015 – nach der Entdeckung von Öl- und Gasvorkommen – wieder für sich. Im Jahr 2018 wandten sich die Behörden Guyanas an den Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen, um ihre Grenzen zu bestätigen. Das Gericht akzeptierte den Anspruch zur Überprüfung im April 2023. Im Oktober desselben Jahres gab Guyana eine weitere "wichtige Entdeckung" von Ölvorkommen bekannt. Einen Monat später kündigte Präsident Nicolás Maduro an, dass Venezuela am 3. Dezember ein Referendum darüber abhalten werde, ob die Region Teil des Landes werden solle. Daraufhin riefen die Behörden Guyanas den Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen an, um die geplante Abstimmung zu stoppen.

Am 30. November rief Maduro im Vorfeld eines Referendums über den Territorialkonflikt mit Guyana zur Einheit des Volkes auf. 97 Prozent der Teilnehmer des Referendums sprachen sich für den Vorschlag aus, die Entscheidung des Pariser Schiedsgerichts von 1899, wonach Essequibo zu Großbritannien gehört, anzufechten. Maduro sagte, das Referendum sei "ein absoluter Erfolg für das Land".

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