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US-Trend erreicht Deutschland: Dragqueen-Lesung für Kinder in Münchner Stadtbibliothek

Bisher kannte man die Vermarktung von Drag-Veranstaltungen als Familien-Events vor allem aus dem angelsächsischen Raum. Die Drag-Lesung der Münchner Stadtbibliothek Bogenhausen wird nun als "Bilderbuchkino und Lesung für die ganze Familie ab 4 Jahren" beworben.
US-Trend erreicht Deutschland: Dragqueen-Lesung für Kinder in Münchner StadtbibliothekQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/leo.fge

In München hat die Stadtbibliothek Bogenhausen eine Drag-Lesung für Kinder angekündigt. Das Motto der Veranstaltung, die am 13. Juni in den städtischen Räumen im Hochhausviertel Arabellapark stattfindet, lautet: "Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt." Vorlesen sollen die Dragqueen Vicky Voyage, der Dragking Eric BigClit und ein sogenanntes Transmädchen.

Die Vorleser würden, so heißt es auf der Webseite der Stadtbibliothek, "unabhängig vom Geschlecht zeigen, was das Leben für euch bereithält und dass wir alles tun können, wenn wir an unseren Träumen festhalten."

"Sie erzählen von den unterschiedlichsten Held:innen: Jungs in Kleidern, Prinzessinnen mit ihrem eigenen Willen, den Farben Blau und Rosa, von Kaninchen und Füchsinnen, dem Entdecken der eigenen Freiheit und vielem mehr."

Im Anschluss an die "farbenfrohe Leserunde" soll ein Austausch mit den Vorlesern stattfinden.

Angelsächsischer Trend erreicht deutschsprachigen Raum

Der Trend zu Auftritten von Drag-Darstellern vor einem Familienpublikum war in den letzten Jahren eher aus dem angelsächsischen Sprachraum bekannt. Die Veranstaltungen von Dragqueens – in der Regel Männer in meist aufwendigen, hyperfemininen Kostümen – vor Kindern führte jedoch zunehmend zu Protest. Grund dafür war, dass selbst Auftritte mit stark sexualisierten Darbietungen als Familien-Events vermarktet wurden und sich an ein explizit junges Kinderpublikum richteten.

Das etwas harmlosere Format, die sogenannte Drag-Lesung, schaffte es erst vor kurzem, den deutschsprachigen Raum zu erreichen. So fand am 16. April 2023 im Wiener Lesben-, Schwulen- und Transgenderzentrum "Türkis-Rosa-Lila-Villa" eine Kinderbuchlesung mit der Dragqueen Freya van Kant statt. Konservative kritisierten die Veranstaltung heftig. Der Wiener FPÖ-Chef, Dominik Nepp, sprach im Vorfeld von einer "inakzeptablen Frühsexualisierung von Kleinkindern". Laut Informationen von Der Standard protestierten rund 100 Personen gegen die Lesung. Bis zu 500 Personen kamen hingegen, um die Veranstaltung zu unterstützen.

Die vorgelesenen Bücher sind keine typischen Kinderbücher, sondern sollen Kinder an die Idee der Geschlechtsfluidität gewöhnen – die Vorstellung, dass Menschen ihr Geschlecht nach ihrer Wahl frei ändern können, zunächst per Sprechakt ("Ich bin ab heute eine Frau"). Ein möglicher Folgeschritt ist dann das Entfernen bzw. Verändern der primären oder sekundären Geschlechtsorgane durch operative Eingriffe in den Körper oder sogenannte Hormontherapien. Die Dragqueens selbst sagen, sie wollen mit ihren Auftritten Kindern nur vermitteln, dass sie in ihrem Leben sein können, wer sie wollen.

Die geladenen Vorleser: burlesk und genderfluid

Vicky Voyage alias Markus Weis entspricht mit seinen burlesken Auftritten am ehesten einer klassischen Dragqueen. Auf seiner Webseite wirbt er mit "durchdachten" und "cleveren" Konzepten, mit "extravaganten" Outfits und starkem Make-Up als "schillernder Schmetterling", "fulminante Feuerfee", "sagenumwobene Schneekönigin" oder "liebevolle Lokalmatadorin im Dirndl".

Dragking Eric BigClit, mit bürgerlichem Namen Alice Möschl, könnte man einer jüngeren Generation von Dragdarstellern zuordnen, die ein politisches Ziel verfolgen. Röschl wuchs laut eigenen Angaben in einem oberösterreichischen Dorf auf. In Stellungnahmen äußerte sie sich zu ihren leidvollen Erfahrungen, die sie durch ihr Umfeld als homosexuelle Jugendliche habe machen müssen. Mittlerweile versteht sich Röschl als genderfluid. Bei einem Auftritt in Wien 2020 präsentierte sie sich zusammen mit drei weiteren Frauen mit bunten, aufgeklebten Bärten. Eine der Frauen zeigte sich mit offenem Hemd, um ihre entfernten Brüste sichtbar zu machen. Zu ihrer Motivation sagte Röschl, dass sie Stereotype aufbrechen, die Community erweitern und ihre eigenen Rollen und Gedanken spielerisch hinterfragen wolle.

Die jüngste Person des Trios ist der 13-jährige Julien "Julana" Gleisenberg. Unter seinem Namen wurde das Buch "Endlich ich! Mein Weg vom Jungen zum Mädchen" veröffentlicht, das sich an Kinder ab vier Jahren richtet.

"Selbstbestimmungsgesetz" auch für Kinder

Dass Drag-Lesungen und ihre Botschaften aktuell so große Verbreitung finden, liegt auch an der politischen Unterstützung auf höchster Ebene. So bereitet die Bundesregierung aktuell das sogenannte "Selbstbestimmungsgesetz" vor. Demnach soll jede Person in Deutschland künftig ihr Geschlecht und ihren Vornamen selbst festlegen und in einem einfachen Verfahren beim Standesamt ändern dürfen. Minderjährige ab 14 Jahren sollen ebenfalls hierzu das Recht haben, mit Zustimmung der Sorgeberechtigten. Für den Fall, dass die Sorgeberechtigten der Geschlechtsänderung nicht zustimmen, sollen Familiengerichte die Zustimmung der Eltern auf Antrag der Jugendlichen ersetzen können, unter Berufung auf deren Persönlichkeitsrechte.

Gestützt wird das Gesetz durch Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts und der Bundesärztekammer. So hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Geschlechtszugehörigkeit wesentlich auch von der psychischen Konstitution einer Person und ihrer Geschlechtsidentität abhänge. Die Bundesärztekammer hat sich ebenfalls der Sicht angeschlossen, dass Geschlecht auch von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt werde.

Operative Eingriffe am Körper der Jugendlichen sollen indes nicht Teil des Selbstbestimmungsgesetzes sei. Hier sollen weiterhin Ärzte die Entscheidungshoheit haben. Kritiker merkten jedoch an, dass Ärzte bereits heute oftmals die Wünsche von Jugendlichen nach "Geschlechtswandel" – gegen Bezahlung – erfüllen würden. Bestimmte Kliniken hätten dafür bereits eigens Stationen eingerichtet.

Kann man angesichts dieser allgemeinen Entwicklung noch von einem Trend sprechen? Das Bundesfamilienministerium befindet:

"Wenn sich gesellschaftliche Annahmen in eine progressive Richtung entwickeln, machen diejenigen, die diesen Fortschritt nicht gutheißen, oft eine 'gesellschaftliche Ansteckung' als eine Art 'Modeerscheinung' dafür verantwortlich."

Dasselbe Argument habe es bereits hinsichtlich der vermeintlichen Trendhaftigkeit von Scheidung oder zu lesbischer, schwuler und bisexueller Identität gegeben.

Mehr zum Thema – Selbstbestimmungsgesetz: Geschlechtseintrag ändern? Kein Problem. Aber nicht im Kriegsfall!

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