Asien

Erdgas-Pipelines: Sergei Lawrow warnt den Westen

Moskau wird den westlichen Staaten als Energieabnehmer nach den Anschlägen auf die Nord-Stream-Gasleitungen kein Vertrauen mehr entgegenbringen. Dies erklärte der russische Außenminister am Rande einer Konferenz in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.

Russland sieht die USA und ihre Verbündeten nicht mehr als verlässliche Handelspartner an und wird sich nicht von ihnen abhängig machen, sagte Außenminister Sergei Lawrow am Freitag auf einer Konferenz in Indien.

"Der Krieg, den wir zu beenden versuchen und der mit Hilfe des ukrainischen Volkes gegen uns angezettelt wurde, hat sich natürlich auf die russische Politik ausgewirkt, auch auf seine Energiepolitik. Kurz gesagt, was sich geändert hat, ist, dass wir uns nicht mehr auf irgendwelche Partner im Westen verlassen werden",

wie Al Mayadeen den russischen Außenminister zitiert.

Lawrow bezog sich damit auf die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines, die Russland über die Ostsee mit Deutschland verbinden. Sie wurden Ende September durch Explosionen schwer beschädigt – ein Akt, von dem Moskau behauptet, dass er den USA erheblich zugute kam.

Washington kritisiert seine europäischen Verbündeten seit langem für ihren Bezug von preisgünstiger russischer Energie. Amerikanische Hersteller von Flüssiggas haben sich einen großen Teil des europäischen Energiemarktes unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem die EU im Zuge des Ukraine-Konflikts beschlossen hatte, die russischen Lieferungen einzustellen.

Die europäischen Ermittler konnten Berichten zufolge keine Beweise finden, welche die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines mit Russland in Verbindung bringen, obwohl in den westlichen Medien nach den Explosionen überwiegend von einem russischen Verschulden die Rede war. Der US-amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour Hersh berichtete letzten Monat unter Berufung auf eine anonyme Quelle, dass die Sabotage eine geheime US-amerikanisch-norwegische Operation gewesen sei. Beide Länder wiesen diese Behauptung zurück.

Abkehr vom Westen

Lawrow wertete die Situation als "Demütigung für Deutschland", auch durch die Reaktion auf den Bericht von Hersh in Europa. Er argumentierte, dass das Ziel der Krise darin bestehe, "Europa zu einem Untergebenen der USA zu machen", "Europas Wettbewerbsvorteil zu untergraben" und "die wirtschaftliche Verbindung" zwischen der EU und Russland zu zerstören. Moskau habe andere Märkte, denen es seine Produkte anbieten könne, fügte er hinzu.

"Wir werden uns an verlässlichen Partnern orientieren, an glaubwürdigen Partnern – Indien und China gehören sicherlich dazu",

stellt Lawrow in Aussicht.

Lawrow war nach Indien gereist, um am G20-Ministerrat teilzunehmen und bilaterale Gespräche mit dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar zu führen. Der russische Spitzendiplomat hatte auf dem "Raisina Dialogue" gesprochen, einer führenden indischen Konferenz über Geopolitik und Geowirtschaft. Lawrow unterstrich, eine friedliche Beilegung der Feindseligkeiten hänge davon ab, dass Kiew sein eigenes Verbot von Verhandlungen mit Russland aufhebe.

Russland hatte bei den Vereinten Nationen einen Resolutionsentwurf eingereicht, in dem eine Untersuchung der Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines im September 2022 gefordert wird. Hintergrund ist der neue Bericht des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten amerikanischen Journalisten Seymour Hersh über die Schlüsselrolle Washingtons bei diesem Anschlag (RT DE berichtete). Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja hatte am Dienstag während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates erklärt:

"Wir sehen keine Bereitschaft unserer Partner zur Zusammenarbeit."

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